23 Februar 2021

ohne Autor: Blücher – der Held des Volksheeres – Schriften von und über Blücher


 „In der Geschichte gibt es wohl Männer, die eine Epoche verkörpern, aber nur wenige, die der Urbegriff einer Nation sind und die, wenn sie die Erde verlassen, als lebendige Verkörperung der natürlichen Gefühle, der Leidenschaften und der patriotischen Gesinnung eines ganzen Volkes weiterleben.“ Diese Einschätzung Blüchers durch einen Franzosen hat ihre volle Berechtigung.

Als Napoleon im Sommer 1807 den Frieden von Tilsit schloss, hatte er sein System der Unterdrückung Deutschlands vollendet. Schon damals hatten gewissenlose und ehrvergessene Deutsche, Fürsten und Junker, Höflinge und Spekulanten, ihre Interessen mit denen des fremden Unterdrückers verbunden. Indem sie Napoleons Willen erfüllten, indem sie die deutsche Jugend auf die Schlachtbank der Napoleonischen Raubkriege trieben, hofften sie auf Landerwerb und Beute. Die Polizeischergen Napoleons arbeiteten mit den Denunzianten und Verrätern, den Höfen und Kabinetten, Hand in Hand, um jeden Versuch, der aus der Tiefe des Volkes kam und das Napoleonische Joch abschütteln wollte, zunichte zu machen. Schon zu dieser Zeit bildete Blücher gegenüber den meisten seiner Klassengenossen, den ostelbischen Junkern, eine Ausnahme: er stand auf der Seite des Volkes und nahm an den Bestrebungen der Volksmassen, mit Napoleon und seinen deutschen Helfershelfern fertig zu werden, den größten Anteil; mehr noch: seine Person bildete in gewisser Beziehung den moralischen Mittelpunkt der patriotischen Kräfte; sie gab den Volksmassen die Gewähr, dass eines Tages die Stunde der nationalen Freiheit schlagen würde.

Mit der Niederlage, die Napoleon in Russland hinnehmen musste, war auch für Deutschland die Befreiung nahe gerückt. Das Volk, das siegreiche Beispiel des russischen Volkes vor Augen, erhob sich und zwang seine Machthaber, sich der Bewegung anzuschließen. Die deutschen Fürsten taten jedoch alles, um den gerechten Kampf der Volksmassen zu hemmen, ihn unter ihre Kontrolle zu bringen. Durch die Haltung der Fürsten, die sich mit Napoleon aussöhnen wollten, weil sie die Erhebung des Volkes fürchteten, ging viel kostbare Zeit verloren …

Rütten und Loening, Berlin, 1. Auflage, 1953
Historische Schriftenreihe

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