08 März 2021

Ulrich Becher: Das Herz des Hais

Ulrich Becher erzählt, als zeichne er. Mit wenigen, genauen Strichen werden Menschen lebendig, Landschaften plastisch, erhält Kontur, was ins Bild kommen soll. Der Trubel einer Basler Fastnacht zum Beispiel oder die Hysterie in der Stierkampfarena von Pamplona.
Es ist die Geschichte einer großen Faszination. Die junge, extravagante Malerin Lulubé kommt nicht los von ihrer Sehnsucht nach dem "Wilden Mann". Angelus, der engelhafte Zarte, Partner in zehnjähriger Ehe, kann sich mit ihm nicht messen. Umsonst wird er das Trommeln gelernt haben. Lulubé sucht weiter nach dem Mann mit dem Herzen eines Hais. Auf der ehemaligen Sträflingsinsel Lipari scheint sie ihm nah zu sein. Jener englische Archäologe, der ihre Phantasie zu beschäftigen beginnt, der sie an einen zivilisierten Vulkan erinnert, ist er der "Wilde Mann"? Als Lulubé ihn sucht, liegt auf der Straße, vor ihren Füßen das herausgerissene Herz eines Menschenhais. Es schlägt, es ergibt sich nicht.
Diese Begegnungen wecken Wünsche in ihr nach einer anderen Art Leben, frei von den Beengungen konventioneller Zwänge: natürlicher, leidenschaftlicher.

Ulrich Becher, 1910 als Sohn eines Rechtsanwaltes in Berlin geboren, studierte in Genf und Berlin Jura, daneben war er Zeichenschüler von George Grosz. Sein erster Geschichtenband "Männer machen Fehler" (1932) wurde von den Nazis verboten und verbrannt. Becher floh nach Wien, ging 1938 in die Schweiz, von dort nach Brasilien, wo er als Publizist für antifaschistische Zeitungen tätig war. 1944 Übersiedlung nach New York; Rückkehr nach Wien 1948. Er lebt in Basel.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1983
bb-Reihe Nr. 510
Ausgabe für die sozialistischen Länder
Meinem Sohn Martin
Auch Dank meinem Cicerone Allessandro Maiore

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