23 April 2021

Autorenkollektiv (Ltg. G. Zörner): Frauen-KZ Ravensbrück

Ausgemergelt und hart sind ihre Züge. Hätte sie nicht das Kopftuch umgebunden, wäre nicht das lange Kleid, vielleicht würde der Betrachter in der von dem Bildhauer Will Lammert geschaffenen Skulptur nicht die Frau erkennen. Sie, selbst hungernd und erschöpft, trägt – unter Anspannung ihrer ganzen Kraft – in ihren Armen eine Leidende, Sterbende. Als Symbol der großen Solidarität und gegenseitigen Hilfe der Häftlinge des Frauenkonzentrationslagers steht sie, die Unbesiegbare, die menschliche, helfende und mütterliche Frau auf dem Obelisk, die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück überragend.

Unterstützt von Spenden der Bevölkerung, wurde diese Mahn- und Gedenkstätte auf dem ehemaligen Territorium des Frauenkonzentrationslagers von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik errichtet. Die DDR, der erste deutsche Arbeiter-und-Bauern-Staat, betrachtet es als eine ihrer vornehmsten Pflichten, das Andenken an die Ermordeten, an die Gequälten und Leidenden zu erhalten. Wachgehalten soll und muss auch werden die Erinnerung an die blutige Fratze des deutschen Faschismus, an das Inferno der Konzentrationslager. Lebendig soll jedoch ebenso das Gedenken an den heroischen Mut vieler Antifaschistinnen bleiben, die unter barbarischen und erniedrigenden Bedingungen den gefährlichen Kampf gegen Krieg und Faschismus in Zuchthäusern und Konzentrationslagern weiterführten.

Für diese heldenhaften Frauen von Ravensbrück schrieb die große deutsche Schriftstellerin Anna Seghers die Worte: „Sie sind unser aller Mütter und Schwestern. Ihr könntet heute weder frei lernen noch spielen, ja, ihr wäret vielleicht gar nicht geboren, wenn solche Frauen nicht ihre zarten, schmächtigen Körper wie stählerne Schutzschilde durch die ganze Zeit des faschistischen Terrors vor euch und eure Zukunft gestellt hätten.“

Dieser Bericht wurde auf der Grundlage von Erlebnissen ehemaliger politischer Häftlinge des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück und der Auswertung von Prozessakten zusammengestellt. Bei der Wiedergabe einiger Erlebnisberichte wurde auf bereits veröffentlichtes Material zurückgegriffen. Die vorliegende Veröffentlichung kann jedoch mangels ausreichender Unterlagen und Dokumente nicht den Anspruch auf lückenlose wissenschaftliche Darstellung erheben. Das Autorenkollektiv dankt einigen Kameradinnen der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Ravensbrückerinnen für ihre wertvollen Hinweise.

Mit der Herausgabe dieses Büchleins erfüllen die Überlebenden von Ravensbrück das ihren ermordeten Kameradinnen gegebene Versprechen: wahrheitsgemäß von ihren Leiden, von ihrem Tod, aber auch von ihrer Solidarität und ihrem antifaschistischen Kampf zu erzählen.

Nie wieder, so schworen die Ravensbrücker Kameradinnen, nie wieder sollen faschistische und reaktionäre Kräfte in Deutschland zur Macht gelangen. Immer müssen die friedliebenden, die humanistischen und fortschrittlichen Menschen mit allen ihren Kräften gemeinsam für ein glückliches Leben ihrer Familien, für eine sichere Zukunft im Sozialismus eintreten.

VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, 2. Auflage, 1973

 

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