06 Mai 2021

Tschingis Aitmatow: Abschied von Gülsary / Der weiße Dampfer / Über Literatur


 Mit seinen Romanen "Abschied von Gülsary" (1966) und "Der weiße "Dampfer" (1970) ist Aitmatov endgültig in die große Literatur seines Landes und der Welt eingegangen. Seine schonungslos realistische und poetisch ungewöhnlich eindringliche Gestaltung der Tragödien des Hirten Tanabai und des Pferdes Gülsary sowie des Knaben im "Weißen Dampfer" ist von weltumspannender Unruhe erfüllt und entwickelt "eine neue Formel für menschliche Beziehungen". Die Tragödie des Knaben, der zwischen seinen gütigen, aber sich dem Übel nicht tatkräftig widersetzenden Großvater und seinen skrupellos karrieristischen Onkel gestellt ist, wird zu einer Parabel über extreme menschliche Haltungen und Möglichkeiten, über die Gefahren eines allgemeinen Humanismus, über die Unbelehrbarkeit machtgieriger Individualisten und die Ohnmacht naiven Märchenglaubens. Epochale nationale Erfahrungen gleichnishaft verallgemeinernd, zeigt Aitmatow, dass vom Urkommunismus zur heutigen Menschheitsperspektive keine glatte Chaussee führt und tragische Verwicklungen auftreten können. Die Abrechnung des Schriftstellers mit allen Märchenillusionen, mit jeglichem Wunschdenken befördert tiefe Einsichten in die realen Wege zur sozialistischen Verwirklichung der Menschheit und provoziert kämpferischen Humanismus.

Neben den beiden Romanen enthält der Band Aitmatows wichtigste Aufsätze und Reden der Jahre 1964-1972 zu seinem eigenen Schaffen, zu seinen literarischen Vorbildern (Manas, Shakespeare, Dostojewski, Gorki, Auesow) und zu Fragen der Gegenwartsliteratur.

Verlag Volk und Welt, Berlin, 1974, 6. Auflage von 1984


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