17 Juni 2021

Roda Roda: Der Mann mit der roten Weste – Anekdoten – Schwänke – Geschichten

Roda Roda (das ist Sandór Friedrich Rosenfeld), auf einem Pußtagut zwischen Save und Drau 1872 geboren, der Mann mit der roten Weste, der Mann, dem Tucholsky das „stehlende Ohr“ nachrühmte, dem der gute alte „Simplicissimus“ die „Pistolenkugeln“ seiner scharfgeschliffenen literarischen Witze und Anekdoten verdankte, hatte schon als k. und k. Offizier leuteschinderische Vorgesetzte karikiert. Als er den Dienst quittieren mußte, begann nun erst recht eine produktive schriftstellerische Tätigkeit. Auf Frachtschiffen, zu Fuß, auf Pferderücken zog er durch die abgelegensten Landstriche des alten Österreich-Ungarn und quer durch den Balkan bis zum Bosporus. Er wurde so zum Entdecker und Mittler wesentlicher Leistungen in den reichen slawischen Literaturen des Südostens. Als Militärberichterstatter bereiste er die Kriegsschauplätze des Balkans. In Kabaretts, in Varietés und in eigenen Vortragsabenden trat er auf. Zum nonchalanten Zivil eine rote Weste, besetzt mit Feldartillerieknöpfen – gezielter Affront gegen die Vorgesetzten von gestern -, leuchtete von den Vortragspodien in Wien, Budapest, in Prag, München und Berlin. Wo immer dieses allmählich sprichwörtliche Kleidungsstück auftauchte, wurde es zur „Marke“, zum Kennzeichen eines großen „Spaßmachers“, eines bedeutenden Humoristen und Satirikers, eines Schriftstellers von Rang.

Als Alexander Roda Roda an einem heißen New-Yorker Augusttag des Jahres 1945 zu Grabe getragen wurde, war er angetan mit der roten Weste, die ihn getreulich ins Exil begleitet hatte. Seine Leistung, die der deutschen Anekdote wieder Gestalt und dem Witz literarische Geltung verliehen hat, repräsentiert sich in einem halben Hundert von Büchern, von denen nur wenige genannt seien: „Von Bienen, Drohnen und Baronen“ (1908), „Der Schnaps, der Rauchtabak und die verfluchte Liebe“ (1908), „Schummler, Bummler, Rossetummler“ (1909), „Der Feldherrnhügel“ (1910), „Roda Rodas Roman“ (1925), „Schenk ein, Roda!“ (1934).

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1970 (1. Auflage)
bb 210

 

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