21 Juli 2021

Fjodor M. Dostojewski: Über Literatur

Fjodor M. Dostojewski (1821-1881): „Es kann natürlich auch einen häßlichen antikisierenden Wurm geben, der tatsächlich jedes Gefühl für die Gegenwart verloren, der sich in der Vergangenheit niedergelassen hat, irgendwo in der antikisierenden Dichtung, ohne die leiseste Ahnung weder von sich selbst noch von den Qualen des Lebens. Aber sind sie etwa besser, diese unübersehbaren Scharen billiger Progressisten mit ihren ausgeborgten Überzeugungen, mit ihrem kläglichen Verstand, der auf dem hohen Roß der Phrase stolz alle Hürden nimmt…“ Das jedenfalls kann der Leser dieser Aufsätze Dostojewski nicht nachsagen, daß er der reinen Kunst (hier verstanden als Flucht in die Antike) oder einer scheinrevolutionären Tendenzliteratur das Wort geredet hätte. Wie widerspruchsvoll und utopisch immer die Gedanken des Autors zur russischen Literatur und zur Weltliteratur, zu historischen, philosophischen und gesellschaftlichen Fragen sind, der Schriftsteller Dostojewski bleibt in der ziemlich chaotischen Zeit jener Übergangsepoche treu seinem Beruf, Anwalt der „Erniedrigten und Beleidigten“ zu sein, als Publizist und Künstler.


Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 2. Auflage 1976
Reclams Universal-Bibliothek Band 44
Kunstwissenschaften

 

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