19 August 2021

Lion Feuchtwanger: Jud Süß

Lion Feuchtwanger brachte es mit seinem epischen Erstling „Jud Süß“ zu Weltruhm, nachdem ein bereits 1916 verfaßtes Schauspiel mit gleichem Titel kaum beachtet worden war. 1922 bot er „Jud Süß“ renommierten deutschen Verlegern an, doch die Kenner des Marktes und des Publikumsgeschmackes prophezeiten diesem historischen Roman, zumal mit einem jüdischen Thema, keinerlei Erfolg. 1925 erschien er und fand völlig überraschende Resonanz. In einem Jahr wurden über hunderttausend Exemplare verkauft. Da dieses Buch, wie auch andere Werke Feuchtwangers, eindringlich vor dem Antisemitismus warnte, wurde er folgerichtig 1933 verboten. Dennoch versuchten die Nazis aus dem Weltruhm des Werkes für sich Kapital zu schlagen. „Jud Süß“ hieß auch der antisemitische Hetzfilm, den Starregisseur Veit Harlan in Goebbels‘ Auftrag drehte, wobei er Motive des Romans raffiniert verfälschte.

Die Geschichte dieses Romans, der inzwischen in 22 Sprachen und etwa 3 Millionen Exemplaren existiert, ist so wechselvoll wie das Schicksal seiner Titelgestalt: Württemberg 1733. Prinz Karl Alexander hat die Erbfolge angetreten und läßt sich von seinem Finanzier, dem Juden Josef Süß Oppenheimer, die Geschäfte führen. Als deklassierter Außenseiter von besonderem Ehrgeiz besessen, perfektioniert er die Auspressung des Landes und verschafft dem Fürsten immer mehr Geld, Soldaten und Frauen. Die Wut der Ausgebeuteten schlägt in Rachsucht um und trifft den Verhaßten mit Wucht. Karl Alexanders Versuch, die Tochter Oppenheimers zu mißbrauchen, treibt diese in den Tod. Der Schmerz um den einzigen geliebten Menschen wandelt Jud Süß, er besinnt sich auf sein verschüttetes besseres Ich und gibt seinem Leben eine überraschende Wende.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1984
bb 525

 

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