Dieses Buch ist die sympathische Autobiographie eines der beliebtesten und berühmtesten Sänger unserer Tage.
Peter Schreier, Jahrgang 1935, erzählt aus seinem ereignisreichen Leben und macht sich Gedanken über seinen Beruf, der für ihn immer auch Berufung ist, und über das aktuelle Musikgeschehen. Er plaudert über seine unbeschwerte Kindheit in Gauernitz bei Dresden und seine langjährige Kruzianerzeit unter Rudolf Mauersberger, der ihn für seine spätere Laufbahn musikalisch ausrüstete. Der Lehrzeit mit ersten öffentlichen solistischen Auftritten, dem Gesangsstudium und ersten Schritten im Rampenlicht folgten bald Gastspielverpflichtungen, die ihn im In- und Ausland schnell zu einem gefeierten Sänger und nun auch zu einem begehrten Dirigenten werden ließen.
Peter Schreier schildert seine Begegnungen mit namhaften. Sängerkollegen und Dirigenten, er erzählt von seinen Erfahrungen mit Anhängern und Kritikern. Immer aber geht es ihm darum - gleich, ob er seine Arbeit im Oratorium, in der Oper oder im Konzert, für Fernsehen oder Schallplatte reflektiert -, dem Publikum das Ereignis Musik nahezubringen und es möglichst intensiv daran teilnehmen zu lassen.
In ganz unakademischer Weise und aus eigenem Erleben stellt er auch ästhetische und künstlerische Überlegungen zu seinem Metier an. So geht er ausführlich auf seine Beziehungen zur Bachschen Musik und auf Interpretationsfragen der Matthäus-Passion ein, gibt ergiebige Auskunft über Probleme der stimmlichen Veranlagung, der Sängerausbildung und über das eigene Verhältnis zu Oper, moderner Musik und leichter Muse. Mit persönlichen Äußerungen kommt Peter Schreier etwa in den Kapiteln "Sänger und Familien leben?" und "Meine Liebe zum Sport" zu Wort. Das Buch basiert auf Tonbandprotokollen, die in Gesprächen mit Manfred Meier, Kulturredakteur bei der "Neuen Zeit", erarbeitet wurden. Ihm oblag es, das auf diese Weise zusammengestellte Material thematisch zu ordnen und in eine gut lesbare, kurzweilige Form zu bringen, ohne dabei die natürliche und bescheidene Art des Künstlers verlorengehen zu lassen.
EIN WORT ZUVOR
Als der Union Verlag vor nun schon längerer Zeit an mich herantrat mit dem Vorschlag, so etwas wie eine Autobiographie zu verfassen, war mein erster Gedanke: Dafür bin ich entschieden zu jung. Lebenserinnerungen schreiben doch wohl ältere, verdiente Persönlichkeiten, die aus jahrzehntelanger Tätigkeit und reichen Erfahrungen schöpfen können und damit auf einen großen Kreis von aufmerksamen Lesern rechnen dürfen. Wenn man - wie ich - mitten im künstlerischen Schaffen steht, kommt man zunächst gar nicht auf den Gedanken, daß es Außenstehende gibt, die an diesem Prozeß der künstlerischen Arbeit und seinen näheren Umständen so starken Anteil nehmen. Aber in Gesprächen mit dem Publikum und in vielen Zuschriften von Musikfreunden oder auch nur Neugierigen, durch Fragen von Journalisten, durch Veröffentlichungen in Zeitschriften ist mir mehr und mehr deutlich geworden, daß man als Künstler ein Gegenstand des öffentlichen Interesses ist.
Das hat mich vom Sinn eines autobiographischen Berichts überzeugt. Ein weiterer Umstand, der für die Unternehmung spricht, ist, daß ich meine Sängerlaufbahn schon mit acht Jahren begonnen habe, nämlich mit der Aufnahme in den Dresdner Kreuzchor, so daß es bereits von einer beträchtlichen Zahl von Jahren und Ereignissen zu erzählen gibt. Mit meiner Kreuzchortätigkeit begann sich ja mein weiterer Lebensweg klar abzuzeichnen, und die Jahre in dieser Chor- und Lebensgemeinschaft waren so prägend für mein künftiges Leben, daß sich schon in diesem Zeitabschnitt für den autobiographischen Report eine Fülle von Berichtenswertem findet.
All diese Überlegungen haben mich schließlich dazu bewogen, so frühzeitig im Alter von 45 Jahren bei Abschluß des Manuskripts eine kleine Rückschau auf mein Leben zu halten. Es war für mich oft schwierig zu entscheiden, was denn nun von allgemeinem Interesse sein könnte. Es gibt viele Begebenheiten oder Lebensumstände, die für mich alltäglich und ganz selbstverständlich sind, von Außenstehenden aber als bemerkens- oder wissenswert empfunden werden. Ob es mir einigermaßen gelungen ist, die rechte Ausgewogenheit zu finden, das müssen die Leser entscheiden, die sicherlich mit den unterschiedlichsten Erwartungen an die Lektüre herangehen.
Der eine möchte vielleicht erfahren, wie man Sänger wird, wie man "richtig" singt, ob das Singen überhaupt erlernbar oder nicht bloß ein Naturgeschenk ist. Der andere rechnet eher auf hübsche Randepisoden, wie sie der Sängerberuf mit sich bringt: Anekdoten, Erlebnisse mit dem Publikum, Erfahrungen mit der Presse, Vorzüge und Nachteile, die sich aus der Popularität ergeben. Von dem einen und von dem anderen wird der Leser etwas in dem Buch finden, und natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, einiges von dem zu sagen, was mir selbst am Herzen liegt oder als Erfahrung meines Sängerlebens mitteilenswert erschien.
Und so übergebe ich diese sicher etwas eigenwillige Mischung aus Erinnern und Nachdenken der Öffentlichkeit letztendlich doch mit dem Gefühl, Wesentliches lieber musikalisch als literarisch zu äußern.
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INHALT
- Ein Wort zuvor
- Salzburg - Blick zurück und nach vorn.
- Zeit der Kindheit
- Urlaubssommer und Konzertwinter
- Kreuzchor als Lebensgemeinschaft
- Der heilsame Irrtum
- Ist Singen erlernbar?
- Zielscheibe des Witzes: die dummen Tenöre
- Phänomen des Liedgesangs
- Erste Schritte im Rampenlicht
- Oft totgesagt: die Oper
- Meine Partner auf Bühne und Podium.
- Begegnungen mit Dirigenten.
- Bach lebendig musiziert Bemühen um neue Musik
- Technik im Dienste der Kunst
- Sänger mit Familienleben?
- Reizwort Karriere Kritik muß sein
- Das Publikum und seine Gunst
- Verehrung auf japanisch
- Beachtet und beobachtet.
- Plädoyer für die leichte Muse Gesund leben und entspannen
- Der linke Schuh zuerst
- Meine Liebe zum Sport
- Abstieg ans Pult?
- Zur Entstehung des Buches
- Discographie
Union Verlag Berlin, 3. Auflage 1986
Aufgezeichnet und herausgegeben von Manfred Meier
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