26 Januar 2022

Cecil Scott Forester: Zahlungsaufschub

Cecil Scott Forester ist einem großen Leserkreis bekannt als der Schöpfer des Kapitäns Hornblower, eines fiktiven englischen Seeoffiziers der napoleonischen Zeit, dessen Taten und Abenteuer er in elf Romanen beschrieb. Diese und seine anderen kriegs- und zeitgeschichtlichen Romane zeichnen sich nicht nur durch eine spannende Handlung aus, sondern auch – wie seine historischen Arbeiten – durch sachkundige Detailschilderung und meisterhafte psychologische Durchdringung der Charaktere. Das hebt sie weit über die bloße Unterhaltungsliteratur hinaus. Die Grundlage der Popularität Foresters war sein gediegenes schriftstellerisches Können.

Das offenbart sich auch in dem Kriminalroman „Zahlungsaufschub“, der zu seinen frühen Werken gehört und zu den Klassikern dieses Genres in England gezählt wird. Forester erzeugt eine bedrückende Spannung, ohne sich dabei der bewährten Mittel literarischer Kriminaltechnik zu bedienen: Weder Polizei noch Detektive treten auf, und die Frage „Wer war der Mörder?“ spielt auch keine Rolle. Der Mord passiert zwar hinter der Szene, aber der Leser weiß, woher das Geld kommt, mit dem der kleine Bankbeamte Mr. Marble plötzlich seine Schulden, seine Miete und seinen Whisky bezahlen und sogar das Haus und neue Möbel dafür kaufen kann – aber er weiß auch, weshalb Mr. Marble den ungepflegten Garten hinter diesem Haus am liebsten gar nicht mehr aus den Augen lassen möchte, obwohl niemand daran denkt, dort nachzugraben. Die Spannung ergibt sich aus der folgerichtig einsetzenden Auflösung einer ganzen Familie, die unaufhaltsam einer Katastrophe entgegentreibt. Das Ende sieht jedoch ganz anders aus, als es sich Mr. Marble in seinen whiskygeschwängerten Angstträumen vorgestellt hatte.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1980
Aus dem Englischen übersetzt von Fortunat Weigel
bb-Reihe Nr. 452

 

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