12 Januar 2022

Eva Hoffmann-Aleith: Ellen Franz

Daß sich mitten im 19. Jahrhundert ein junges Mädchen aus gutbürgerlichem Hause, klug, gebildet, geistig aufgeschlossen, als Schülerin Hans von Bülows eine begabte Pianistin, plötzlich entschließt, Schauspielerin zu werden, war sicher ungewöhnlich, hatte dieser Stand doch schwer um seine gesellschaftliche Anerkennung zu ringen und litt unter dem Odium des Anrüchigen. Doch daß die junge Frau dann nach Jahren schöner beruflicher Erfolge einen leibhaftigen Herzog heiratet - das ist wohl noch ungewöhnlicher. Hier wird kein Märchen erzählt, in dem die arme Bettlerin am Ende Königin sein darf - nein, diese Geschichte ist anders verlaufen, und die Schauspielerin wird zwar die Gattin des Herzogs, dennoch nicht Herzogin. Eine Ehe, mancherlei Schwierigkeiten, Spannungen und Feindschaften ausgesetzt - und doch voller Glück und Erfüllung. Ein Leben, das von gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Bewältigung der Probleme bestimmt wird.

Ellen Franz, die Hauptgestalt des neuen Romans von Eva Hoffmann-Aleith, war eine Frau von ehrlichem, vorurteilslosem Charakter, klug und mutig, offen und unbefangen auf der Bühne wie im Leben. Später unter dem Namen Helene von Heldburg "morganatische" Ehefrau des "Theaterherzogs" Georg II. von Sachsen-Meiningen, hat sie an der Seite ihres Mannes großen Einfluß auf die Entwicklung des Meininger Theaters gehabt, dem sie als Beraterin und Dramaturgin immer verbunden blieb, wenn auch ihr Beitrag zum Erfolg dieses Theaters von den späteren Generationen bald vergessen wurde. Denn es ist nicht nur dem Herzog und einigen begabten Regisseuren, sondern auch ihr zu verdanken, wenn das Meininger Theater zum Vorbild für die übrigen Bühnen in Deutschland werden konnte. Die sorgfältige Regie, die erstmals eine wirkliche Konzeption für die Stücke voraussetzte und die sich nicht nur auf das Bühnengeschehen, sondern auf die gesamte Ausstattung und das Bühnenbild erstreckte, hatte eine große Wirkung auf das Publikum und die Kritik.

Eva Hoffmann-Aleith schildert das Leben der Ellen Franz von ihrer Jugend bis zum Alter. Sie zeigt sie als einen Menschen von großer Natürlichkeit und innerer Freiheit. In der Ehe steht sie trotz aller Anfeindungen selbstbewußt und treu an der Seite ihres Mannes. Viele damals bekannte Persönlichkeiten, vor allem aus dem Bereich der Kunst, spielen in dem Buch eine Rolle und lassen ein farbiges Bild der damaligen Zeit entstehen.

Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1. Auflage 1989
 

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