21 Januar 2022

Gerhard Brendler: Martin Luther – Theologie und Revolution

„Und wenn die Welt voll Teufel wär, und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es muß uns doch gelingen“ – mit diesen Verszeilen aus dem Lied „Ein feste Burg“ prägte der Bergmannssohn und Bauernenkel, der Mönch, Priester und Gelehrte Martin Luther das befreiende Lebensgefühl der ersten revolutionären Epoche in der deutschen Geschichte. Dies Lebensgefühl und das Werk des Mannes, der ihm Ausdruck verlieh, sprechen uns noch immer an, obwohl seither fast ein halbes Jahrtausend vergangen ist und Europa mehrere Revolutionen und tiefgehende gesellschaftliche Wandlungen erlebt hat.

In dem vorliegenden fesselnd und anregend geschriebenen Buch wird das Leben und Wirken des Initiators der Reformation umfassend und auf einem gründlichen Quellenstudium basierend aus historisch-materialistischer Sicht gewürdigt. Der Historiker Gerhard Brendler vermittelt dem Leser ein geschlossenes und zugleich differenziertes Bild von der geistigen Entwicklung, der Persönlichkeit und dem Gesamtwerk Martin Luthers, das er beziehungsreich in die geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge einordnet. Anhand einer tiefgründigen Analyse seiner Bibelinterpretation, der Kritik Luthers an den Mißständen in der Papstkirche und der damit in den verschiedenen Klassen und Schichten verbundenen politischen, ökonomischen und sozialen Forderungen zeigt der Autor Luthers Rolle für die frühbürgerliche Revolution, wobei er sowohl dessen progressive geschichtliche Leistung als auch die aus seiner Klassenposition und gesellschaftlichen Stellung erwachsenen tragischen Widersprüche überzeugend deutlich macht. Der Leser erkennt: Mit seiner Auslegung der Bibel beantwortete Luther Grundfragen seiner Zeit in einer Weise, durch die er den Weg frei machte für eine revolutionäre Bewegung, die bald über ihn hinausging und durch die er zugleich der nachfolgenden historischen Entwicklung auf politischem, ethisch-sozialem und geistig-kulturellem Gebiet gewaltige weiterwirkende Impulse verlieh.

VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1983

 

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