13 Januar 2022

Günter de Bruyn, Gerhard Wolf (Hg.): E.T.A. Hoffmann - Gespenster in der Friedrichstadt

E.T.A. Hoffmann (1776-1822) kam Ende September 1814 wieder und nun endgültig nach Berlin. Die Spaltung in den akkurat arbeitenden preußischen Kammergerichtsrat und in den Schriftsteller, der Wirklichkeit und Phantastik meisterhaft miteinander verband, blieb für den romantischen Erzähler lebensbestimmend. Das Doppelgängerische dieser Existenzweise ist vielfach in die literarischen Arbeiten der Berliner Zeit eingeflossen. Kräftige Bilder von merkwürdiger Verstellung und kurioser Veränderung bietet "Die Brautwahl": Der heiratslustige und weltfremde Kanzleirat Tusmann blickt nachts ins hellerleuchtete Rathausfenster und sieht drinnen die angebetete Albertine Voßwinkel mit einem jungen Maler tanzen. Plötzlich reißt ihm jemand beide Beine weg, rennt damit davon und wirft sie ihm später ins Gesicht.

Zauberer und Spukgestalten, Kanzleidiener, Marktfrauen und Kunsthändler bevölkerten berühmte Plätze, Straßen, Weinhäuser und Konditoreien. Geheimnisvolle Dinge ereignen sich auch in den "Abenteuern der Silvesternacht" oder im gespensterhaften Nachtstück "Das öde Haus". Turbulentes großstädtisches Treiben hat der Dichter in seiner letzten Erzählung "Des Vetters Eckfenster" geschildert. Der Blick auf den belebten Gendarmenmarkt war ihm nicht nur anregender Ausblick, sondern vor allem "ein treues Abbild des ewig wechselnden Lebens".

Neben sechs Berlinischen Geschichten steht das anschaulich-vermittelnde Nachwort von Günter de Bruyn: "Hoffmann in Berlin"; es zeigt die faszinierende Verbindung von Zeit- und Lebensgeschichte am Beispiel eines bedeutenden Romantikers.

Buchverlag Der Morgen Berlin, 1. Auflage 1986

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