23 Mai 2022

Bruno Frank: Trenck - Roman eines Günstlings

Bruno Frank erzählt in diesem "Roman eines Günstlings" (1926) ein preußisches Schicksal: die tragische Liebesgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck. 

Im Beroliner Schloß Monbijou, dem Sitz der verwitweten Königinmutter, den sie mit ihren beiden noch unvermählten Töchtern Ulrike und Amalie teilt, bestimmt Friedrich II., den man später den "Großen" nannte, aus staatspolitischem Kalkül seine zwanzigjährige Schwester Amalie zur Heirat mit dem zukünftigen schwedischen König. Die junge Prinzessin begegnet bei dieser Gelegenheit dem neunzehnjährigen, ein Jahr zuvor zum Generaladjutanten des Königs avancierten Trenck, der "von der Natur zum militärischen Helden so vorgebildet" ist wie "zum Mann von Geist und Welt". In diesem Moment entscheidet sich das Schicksal beider. Es ist der zwölfte März des Jahres 1744, halb fünf Uhr am Nachmittag: "Sie sah ihn, sie erzitterte, sie grüßte ein wenig mit dem Haupt" - und lehnt die Heirat nach Schweden ab. Vergeltungssüchtig und befangen im eigenen glücklosen Dasein, verfolgt er gnadenlos, mit despotischer Grausamkeit die Liebenden. Amalie wird von ihm zur Äbtissin des Quedlinburger Stifts bestimmt und geht in einem freudlosen Dasein allmählich zugrunde. Trenck kommt ohne Urteil als Staatsgefangener in die Festung Glatz; er kann später fliehen, lebt ruhelos umhergetrieben außerhalb Preußens, versucht in Wien und am russischen Hof neu Fuß zu fassen und wird doch wieder an Preußen ausgeliefert. Neun Jahre lang liegt er im eigens für ihn erbauten Kerker, in Ketten an die Wand geschmiedet. Hunger und Wahnsinn drohen ihn umzubringen. Kurz vor Friedrichs Tod freigelassen, läßt er sich in Aachen, später in Österreich nieder und erlebt noch ruhige Jahre als Familienvater, führt "in geachteter Sicherheit das Dasein eines vornehmen Handelsherrn" und Schriftstellers. Der nahezu Siebzigjährige aber bricht noch einmal auf. Im Paris der Französischen Revolution gerät er, "der Getriebene, der heimlich nach seinem Schicksal Verlangende", während der Jakobinerherrschaft unter die Guillotine...

Trencks vierbändige Memoiren - zu Lebzeiten schon ein sensationeller Erfolg des einstigen Generals - weckten bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts wieder und wieder Neugier. Sie erregten die Gemüter durch ihre Enthüllungen politischer Ränke sowie pikanter und intriganter Geschehnisse am preußischen Hof.

Bruno Franks Trenck-Roman fußt darauf; er ist zugleich auch eine Geschichte zum Friedrich II. Drei Novellen über den alternden Monarchen hatte Frank 1924 in dem Band "Tage des Königs" veröffentlicht. Im gleichen Jahr wie "Trenck" erschien seine Dokumentensammlung "Friedrich der Große als Mensch". Hier und in dem Roman versuchte Frank gegen die Friedrich-Legende der Weimarer Republik, die diesen als "frischfröhlichen Haudegen" und väterlich wohlmeinenden Despoten hinstellte, ein anderes, psychologisch tiefer bestimmtes Bild des Königs zu stellen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1989
bb
 

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