17 Juni 2022

Clara Viebig: Berliner Novellen

Aus dem Vorwort
Ergriffen und nachdenklich wird der Leser diesen Band "Berliner Erzählungen" von Clara Viebig, der aus einer Reihe von Novellenbänden der Dichterin zusammengetragen worden ist, aus der Hand legen. Obwohl die hier ausgewählten 10 Novellen aus der Zeit um die Jahrhundertwende von einer großen inneren Spannung getragen sind, ist dieser Band kein Buch der bloßen Unterhaltung. Denn zu stark ist die Anklage gegen die bürgerliche Gesellschaftsschicht; aufwühlend wirkt auch die soziale und geistige Not der hier geschilderten Menschen, die kein Gemeinschaftsgefühl kannten und die allein, nur auf sich selbst gestellt, mit ihrem Schicksal fertig zu werden versuchten und oft, gerade weil sie gemeinschaftslos dem Leben gegenüberstanden, an ihm zerbrachen.
Die "Berliner Erzählungen" sind auch zugleich ein Buch, das zum Vergleich mit unserer Gegenwart herausfordert. Denn viele der hier angeprangerten sozialen Mißstände sind dank der unermüdlichen Kämpfe der Arbeiterbewegung inzwischen für den Leser bereits historisch geworden. Heute sind die Menschen, die einmal fast rechtlos waren und für die sich Clara Viebig mit ihrem großen gütigen Herzen einsetzte, keine "Erniedrigten und Beleidigten" mehr. 

Verlag Das Neue Berlin 1952
Illustriert von Karl Stratil

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