08 Juni 2022

Paul Herbert Freyer: Albert Schweitzer - Ein Lebensbild

Albert Schweitzer hat die "Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben", das "denknotwendige, absolute Grundprinzip des Sittlichen", selbst vorgelebt. Das persönliche Beispiel galt ihm "nicht als beste, sondern als einzige Methode der Überzeugung". Und darauf beruht auch seine bleibende Wirkung: auf der Einheit von humanistischem Denken und praktischer Tat. Die Entscheidungen und Aktionen des aufrichtigen Christen und Menschenfreundes Schweitzer wurzelten tief in der bildungsbürgerlichen Ideenwelt seiner Zeit. Wenn er auch in seiner philosophischen Grundrichtung Idealist war und seine Hoffnungen darauf setzte, daß der Frieden durch den Wandel der Gesinnungen der Menschen herbeigeführt werden könne, wußte er doch, daß der "Geist der Humanität" nur über das bewußte Handeln der Menschen durchgesetzt werden kann. So wendet sich sein Friedensethos an den einzelnen wie an die Völker der Welt.
Durch persönliche Begegnungen mit Albert Schweitzer angeregt und ermutigt durch dessen weltweite Achtung und Verehrung, unternimmt Paul Herbert Freyer den Versuch, dem Leser das Bild dieses Pioniers der Menschlichkeit zu vermitteln. "Es war für mich nicht ganz leicht, seine Lebensgeschichte zu schreiben", bekennt er in einem Interview. "Man hat natürlich alle notwendigen Informationen über sein Leben, kennt die Größe und auch die Schwächen, die einen Menschen liebenswert machen. Entscheidend beim Schreiben ist, meine ich, von welchem Standpunkt schreibt einer die Lebensgeschichte eines anderen auf."

Union Verlag Berlin, 3. Auflage 1982

Freyer zeichnet aus seiner Sicht, aus der Sicht eines Bürgers der DDR, entscheidende Lebensstationen dieser vorbildhaften Persönlichkeit nach, macht Motive ihres Denkens und Handelns verständlich. Er vermittelt einen wirklichkeitsgetreuen  und unverfälschten Eindruck von der Lebensarbeit und der Ausstrahlungskraft des großen Humanisten, frei von Mythen und Legenden, die "der Parteien Haß und Gunst" inzwischen gewollt oder ungewollt um dieses Leben, um dieses Werk gewoben haben. Klug und gerecht differenziert Freyer zwischen dem, was uns mit Schweitzers aktiver Menschlichkeit verbindet, und dem, worin die sozialistische Gesellschaft theoretisch wie praktisch über den bürgerlichen Humanismus hinausschreitet, indem sie die Gemeinsamkeiten mit ihm nicht leugnet, sondern sie auf breiter Grundlage verwirklicht.

Gerhard Fischer in: Neue Zeit, Berlin


Das Buch folgt dem Leben Schweitzers chronologisch und läßt diesen auch selbst prägnant zu Worte kommen. Voll herausgearbeitet wird die phänomenale Universalität dieses Mannes - der Philosoph und Historiker, auf höchstem Niveau praktizierender Musiker und Musikwissenschaftler, Arzt und Schriftsteller zugleich war -, dabei genial-schöpferisch in jedem dieser Berufe. Über der ganzen Darstellung liegt auch der Schimmer der persönlichen Bekanntschaft des Autors mit Albert Schweitzer, mit Lambaréné, das längst zum Symbol eines leidenschaftlichen Humanismus und der Sehnsucht nach einem dauerhaften Frieden geworden ist.

Werner Neubert in Berliner Zeitung

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