28 November 2022

Manfred Müller: Familie Marx in Briefen

Briefe sind das Spiegelbild des Charakters, sie enthüllen die intimste Sphäre eines Menschen. Das trifft auch auf die Briefe von Marx an seine Angehörigen zu. Hier lernen wir den Menschen Marx mit seinem großen Herzen kennen: den liebenden Gatten, den zärtlichen, fürsorglichen Vater. Der verbitterte "Donnergott", der einsam und unnahbar im Olymp thront, ist - wie seine jüngste Tochter Eleanor schreibt - eine Einbildung der Bourgeoisgehirne.

Eingeleitet wird das Bändchen mit dem Brief des jungen Marx an seinen Vater. Eleanor Marx-Aveling berichtet, daß sie nur mit größtem Widerstreben diesen Brief, der so deutlich einzig für den geliebten Vater bestimmt war, 1897 der Welt übergeben habe. Ihm folgten drei Briefe von Jenny Marx an ihren Karl, die das innige Verhältnis der beiden deutlich machen. Sieben Jahre warb Karl um seine schöne Jenny und sie "deuchten ihn, als wären es einzelne Tage, so lieb hatte er sie". Marx' Briefe an seine Frau sind erfüllt von leidenschaftlicher Zärtlichkeit. Zeit ihres Lebens waren Jenny und Karl Liebesleute. 1863 schrieb er ihr aus Trier: "Ich bin täglich zum alten Westphalenhaus gewallfahrtet (in der Römerstraße), das mich mehr interessiert hat als alle römischen Altertümer, weil es mich an die glücklichste Jugendzeit erinnert und meinen besten Schatz barg." Jenny Marx' Briefe an Engels, Weydemeyer und Cluß geben Aufschluß über die Jahre bitterer, drückendster Not im Exil und die Kämpfe, die sie tapfer und unverzagt an der Seite ihres Mannes ausfocht. Besonders reizvoll zu lesen sind die mit viel Charme, Witz und feinem Humor geschriebenen Briefe von Marx an seine Töchter; auch sie bringen uns die liebenswerten Eigenschaften dieser so ungewöhnlichen Familie nahe.

Mit diesem Briefband erschließt sich uns eine neue Seite des genialen Begründers des wissenschaftlichen Kommunismus, von der die Welt bisher wenig oder gar nichts wußte.

Dietz Verlag Berlin, 1966

 

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