24 Juni 2023

Edward G. Bulwer: Die letzten Tage von Pompeji

Das antike Pompeji war nur eine Kleinstadt. Als sie im August des Jahres 79 unserer Zeitrechnung bei einem der heftigsten Ausbrüche des Vesuvs, die diesem Berge nachzuweisen sind, durch einen zwei Tage andauernden Aschen- und Bimssteinregen, dessen Menge bis zu sieben Meter anstieg, verschüttet wurde, zählte sie nur 20.000 Einwohner, von denen etwa 2000 den Tod gefunden haben. Das Leben dort war aber trotzdem in vielem feiner und kultivierter als in der Großstadt Rom mit allen ihren gesellschaftlichen Auswüchsen und Vergröberungen kultureller Einrichtungen. Pompeji war zwar unter der Verschüttungsmasse so tief begraben, daß es allmählich aus dem Bewußtsein der Menschen schwand; andererseits hatte sich so vieles wohlkonserviert erhalten, daß seit der Wiederentdeckung der Stadt, ungefähr seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, vor allem aber erst seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine systematische Archäologie Stadt- und Kulturbild vor uns wiedererstehen lassen konnte. Als der englische Schriftsteller Edward Bulwer seinen Roman schrieb, 1834, mußten sich mit den empfangenden Eindrücken noch mancherlei poetische romantische Vorstellungen für den verbinden, der sich die Vergangenheit Pompejis und die Schreckenstage seines Untergangs vergegenwärtigen wollte. Die Phantasie und die kulturgeschichtlichen Kenntnisse Bulwers waren kühn und ausreichend genug, um ein solches Bild zu entwerfen.
Sein Roman "Die letzten Tage von Pompeji" war vom ersten Tage an eins jener Bücher, die man gelesen haben mußte, und ist es bis heute geblieben, wenn uns die wissenschaftliche Erforschung der berühmten Ruinenstadt am Golf von Neapel seither auch noch viel gültigere Beweise für die Zustände beim Ausgang des "Heidentums" und Erwachen einer neuen, der christlichen, Kultur geliefert hat.
Die menschlichen Schicksale, von denen Bulwers Roman auch handelt, haben die Archäologen begreiflicherweise weniger oder nur in anderen Zusammenhängen interessiert; eine breite Leserschaft möchte sie aber auch im Lichte der modernen Kunstgeschichte und Altertumskunde nicht missen, und darum dürfte eine Neuausgabe der "Letzten Tage von Pompeji" auch heute noch nicht überflüssig sein.

Verlag Der Morgen Berlin
 

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