07 Juni 2023

Kurt Steiniger: Siebenschläfer

Am Tag des „Siebenschläfer“ wird die Kriminalpolizei des BRD-Landes Bayern in ein abgelegenes Dorf gerufen. Im nahen Wald ist die Leiche eines Mannes gefunden worden. Ein Landvermesser, der beim Bau des Kernkraftwerkes in diesem Ort eingesetzt ist, wurde erschossen. Er bleibt hier nicht der einzige Ermordete in den folgenden Wochen. Kommissar Bärwald und seine Leute stoßen auf unzählige Verdächtige: Da sind die Fremden aus der Stadt, die aus Protest gegen den Kraftwerksbau ihre Zelte vor dem Dorf aufgeschlagen haben, da sind die Bauern, die Hof und Land ihrer Vorväter verlassen müssen, da sind die Arbeiter der Baustelle mit ihren ganz persönlichen Streitereien. Unter dem Druck der Vorgesetzten, der Politiker, der Massenmedien und seiner eigenen Erfolglosigkeit will Kommissar Bärwald fast aufgeben, da findet sich die richtige Spur...

Buchanfang
Felix Brandler liebte den Wald, doch an diesem Morgen ging er nur ungern seiner Arbeit nach. Es war eine diesige und kalte Frühe. Der Waldarbeiter fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Vorsichtiger als sonst schritt er aus. Das Gehölz lag noch im Dämmer und troff vor Nässe. Gestern und die Nacht hindurch hatte es genieselt, und auch jetzt regnete es in dünnen Fäden. Der Mann schlug den Kragen hoch, ihn fröstelte.
Am Tag des Siebenschläfers soll der Borstenkopf in den Zweigen der Birken hängen. Brandler sah sich um und war beruhigt. Keine Birke weit und breit. Der Borstenkopf hat ein flaches, von Bartstoppeln übersätes Gesicht, so sagte man, und lacht er, bedeutet das Tod. Brandler hieß sich einen Narren. Nur ein dummer Mensch geht am Siebenschläfer so zeitig in den Wald. An die Muhme Emerenzia glaubte er auf gar keinen Fall. Sie soll aus Wasser bestehen und in Regentropfen hausen.
Die Frühaufsteher unter den Vögeln ließen sich vernehmen. Der Waldarbeiter vergaß den Mummenschanz und ging nun seinen Pflichten nach. Was heißt schon Siebenschläfer! Ein Tag wie jeder andere, wenn man nicht wüßte, daß sieben Wochen lang danach der Himmel weint, regnet es an diesem Tag. Sicher, es ist auch schon anders gewesen.
Vom Förster war Felix Brandler aufgetragen worden, das Astholz vom letzten Einschlag aufzusammeln. Also durchkämmte er das Jagen...

Umschlag: Bernd-Michael Dehnert

Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig

1. Auflage 1982
2. Auflage 1984

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