21 Juni 2023

Wolfgang Borchert: Die Hundeblume

Wolfgang Borchert (1921-1947), kaum zwanzigjährig in den Krieg getrieben, geriet schwer krank und obendrein verwundet wegen früher geschriebener Briefe in die Fänge der Gestapo, wurde zum Tode verurteilt, später zur "Frontbewährung" begnadigt. Als Kranker in die Garnison entlassen, zog er sich mit einigen politischen Witzen eine Denunziation zu, wurde erneut eingekerkert. Im Mai 1945 kehrte er in seine Vaterstadt Hamburg zurück, körperlich gebrochen, seelisch tief erschüttert von dem Erlebten, ein vom Tod Gezeichneter.
Doch in den zwei Jahren, die ihm noch blieben, schleuderte er mit ungeheurer Willensanspannung seine quälenden Visionen und bohrenden Fragen aus sich heraus, gab seiner Klage und Anklage in dem Drama "Draußen vor der Tür", in Skizzen und Erzählungen bestürzend Gestalt und Stimme. Wenn einem jungen Dichter der Glaube an das Leben schwer gemacht wurde, dann ihm. Aber er gab nicht auf.
In jedem seiner Dichtungsgebilde blüht Hoffnung wie jene kleine Hundeblume aus dem Gefängnishof, die dem Eingekerkerten Halt und Zuversicht gibt.

Reclams Universal-Bibliothek Band 122
5. Auflage 1981
 

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