24 August 2023

Jean Laborde: Des Teufels schwache Seite

Der Teufel – das ist ein mit allen Wassern gewaschener Staranwalt, der aus jedem Prozeß seinen Vorteil schlägt. Seine schwache Seite – die merkwürdige Neigung zu Madame Dupré, die durch Vertauschen einer Ampulle ihren Mann von der Krankenschwester Geneviève Leblanc umbringen ließ. Rechtsanwalt Cassidis erreicht, daß nicht die wahre Mörderin, sondern ihr ahnungsloses Werkzeug verurteilt wird. Nur eine Laune dieses geistig pervertierten, unangreifbaren Mannes rettet Geneviève vor dem Todesurteil.

Buchanfang
Die beiden Frauen rangen verbissen miteinander. Sie keuchten vor Anstrengung. Geneviève unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei, als es Catherine schließlich gelang, ihren Arm zu fassen und zu verdrehen. Vom Schmerz überwältigt, öffnete Geneviève die Hand und ließ die kleine Ampulle fallen. Die dünne Glashülse rollte unter einen Schuh und zerbrach mit kurzem Knacken. Geneviève wich zurück und starrte Catherine erstaunt, fast haßerfüllt an. Sie maßen einander mit Blicken.
«Wir müssen den Arzt rufen!» sagte Geneviève .
Ein Röcheln aus dem Zimmer nebenan ließ die beiden Frauen plötzlich erstarren.
«Ich rufe ihn an!» sagte Catherine. Und da Geneviève ins Nebenzimmer gehen wollte, fügte sie hinzu: «Bleiben Sie hier!»
Catherine nahm den Hörer ab und wählte.
«Können Sie ihm denn nicht helfen?» fragte sie in gereiztem Ton.
Geneviève antwortete nicht. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine verschlafene Stimme.
«Herr Doktor», sagte Catherine, «Paul geht es sehr schlecht. Kommen Sie bitte!»
Sie legte den Hörer auf. Mit einer nachdenklichen Bewegung strich sie sich über die Stirn. Dann bedeutete sie Geneviève, ihr zu folgen.

Schutzumschlag- und Einbandentwurf: Rainer Flieger

Verlag Das Neue Berlin, Berlin

1. Auflage 1973  

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