11 September 2023

Manfred Küchler (Hg.): Verse für Verliebte

Dieser Band soll nicht mehr - allerdings auch nicht weniger - sein, als sein Titel verspricht: ein Buch für Verliebte, mit Versen für Verliebte und Bildern für Verliebte, sowohl für junge als auch für jung gebliebene. Für sie alle wurde hier eine reiche Auswahl aus dem internationalen Lyrikschatz eines Verlages zusammengetragen, der seit über einem Vierteljahrhundert Literatur des 20. Jahrhunderts aus Ländern rund um den Erdball vorstellt. Verständlich, daß die Überfülle von Gedichten den Band zu sprengen drohte, denn was wäre das schon für ein Poet, der es versäumte, von der Liebe zu berichten: vom Lauf der Dinge und der Zeit, von der Freude, aber auch dem Leid, von Erfüllung und Entsagung, von Hoffnung und Enttäuschung und von all den Zwischentönen, die das Leben reicher machen. Überall singen Dichter von Verliebten, von solchen, denen Zeit und Gesellschaft günstig gestimmt sind, und anderen, die sich trotzdem liebten, von Ernst und Tragik und auch Humor, von Sinnlichkeit, Stille und Sturm, von Harmonie und Dissonanz. 59 Dichter aus 28 Ländern und 14 DDR-Graphiker spiegeln das ewig junge Thema aus stets neuem, mitunter überraschendem Blickwinkel, ohne daß deshalb der Band Anspruch auf Repräsentanz erheben möchte. Damit wäre auch schon angedeutet, für wen dieses Buch nicht gedacht ist: nämlich für all jene Kritikaster, die Literatur nur mit dem Seziermesser genießen können, die für jedes Gedicht das entsprechende Schubfach parat haben und alle die Dichter fein säuberlich sofort mit Daten und Schildchen versehen. Verdruß und Enttäuschung wird sicher auch all jenen bereitet, die längst herausgefunden haben, daß dieser Dichter nur mit ,diesem' und jener nur mit ,jenem' Gedicht vorgestellt werden dürfte, daß der eine Genius nicht entsprechend gewürdigt wurde und der andere nur mit einem Scherzgedicht vertreten ist, daß das eine Gedicht eigentlich gar nichts mit der Liebe zu tun habe und das andere vom Dichter eigentlich ganz anders gemeint sei. Doch all das wird den Leser nicht stören, den die Vielfalt der lyrischen Handschriften berührt und anregt, der das eine oder andere Gedicht vielleicht schon kennt und nun in anderer Umgebung anders liest und versteht, der Leiden nachempfindet und der Bewährung seinen Respekt nicht versagt, denn "die Liebe läßt sich nicht vertagen", zu keiner Zeit und erst recht nicht in der Gegenwart. Ein Buch für Verliebte. Zum Lesen und Anschauen, zum Freuen und zum Nachdenken, nicht mehr - allerdings auch nicht weniger. 

Verlag Volk und Welt Berlin 1974
von 59 Dichtern aus 28 Ländern mit 31 Grafiken

 

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