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Von einem Jungen, der durch den Wald ging
Auf einem Waldpfad schritt ein Junge daher, ich weiß nicht einmal, wie er hieß, und er pfiff vor sich hin. Was er pfiff, kann ich euch auch nicht sagen. Es klang ungefähr wie: „Ui-ui-ui-uiuiii!“ Wißt ihr vielleicht, was für ein Lied das sein könnte?
Bestimmt hätte der Junge bis zum Ende des Waldes gepfiffen, doch mit einem Male mischte sich irgend etwas in sein Lied ein, ein leises Säuseln, als ob es regnete. In einem fort hörte er: „Sch-sch-sch...“ Regnete es etwa wirklich? Der Junge streckte die Hand aus und sah zum Himmel. Kein Gedanke an Regen! Der Himmel war wolkenlos und rein wie der Umschlag eines neuen Schulheftes, und nicht ein Tröpfchen fiel auf die ausgestreckte Hand.
Dennoch zischelte es unentwegt: „Schschsch-sch-schsch-sch...“ Was konnte das wohl sein, wo kam es nur her? Aha, jetzt hab ich's! Dort links – aus diesem Haufen unter dem Baum, ja, da war es – schaut mal her!
Der Junge riß die Augen weit auf. Unter einer Fichte war ein hoher, ein ganz hoher Ameisenhaufen, fast höher als er selbst, und Ameisen waren darauf, ich sage euch, eine solche Fülle von Ameisen, daß es geradezu raschelte!
Überall wimmelte es von Ameisen, daß es vor den Augen nur so flimmerte. Eine Ameise lief hierhin, die andere dorthin, jede trug etwas, jede war geschäftig. Schaut euch nur einmal diese Ameise an, wie sie mit einem kleinen wasserhellen Steinchen dahinflitzt – und schnurstracks hinein in den Ameisenhaufen!
Wohin läufst du denn so schnell mit diesem Schatz, kleine Ameise? Du glaubst doch nicht etwa, das sei ein Edelstein? Oder willst du gar damit die Fenster verglasen?
Und guckt einmal hierher! Diese Ameise ist gewiß eine Amme. Sie trägt eine Larve im Wickelkissen und sucht für das Kindchen einen Platz an der Sonne. Ein kleines trockenes Blatt liegt ihr genau im Wege, immerfort stößt sie dagegen an und weiß nicht, die Arme, wie sie darüber hinwegkommen könnte. Krieche doch mehr nach rechts, dort ist der Weg besser. Oder krieche einfach unten durch!
Und hier? Drei Ameisen, richtige Kraftkerle, ziehen eine tote Wespe ins Ameisennest, aber sie können sie kaum schleppen. Niemand würde glauben, was es alles zu sehen gibt, wenn man so nahe an einem Ameisenhaufen steht!
Von einer Ameise namens Ferdy
Auf einmal ertönte ein Ruf, so laut, daß der Baum über dem Ameisenhaufen nahezu erbebte: „Achtuuung!“
Der Junge blickte schnell nach allen Seiten. Wer rief da wohl? Niemand war zu sehen. Und nun wieder: „Achtuuung!“
Was war denn das? Kam da jemand? Oder lief einer im Wald umher? Der Junge richtete sich auf und spähte nach allen Seiten. Kaum stand er jedoch wieder still, da tönte es abermals leise: „Achtuuung!“
Aber der Ruf kam ja vom Ameisenhaufen! Wahrhaftig – vom Ameisenhaufen! Auf dem Gipfel des Hügels stand eine Ameise, sie trug ein Tuch um den Hals und ein Ränzlein auf dem Rücken. In der Hand hielt sie eine Fichtennadel, und – fiii! – fuhr sie darauf wie auf einem Schlitten lustig den Hügel hinunter. Mitten in der Fahrbahn schleppten ein paar Zimmerleute gerade einen Balken. Sie konnten nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen, und schon wurden sie über den Haufen gefahren. .........
Inhalt:
Von einem Jungen, der durch den Wald ging .......... 7
Von einer Ameise namens Ferdy .......... 9
Wie Ferdy im Regen beim Schneckenwirt Schutz suchte .......... 11
Wie Ferdy die Schnecke vor den Wagen spannte .......... 15
Was Gwendolyn sich wünschte .......... 21
Wie Frau Grille Ferdy einen Auftrag gab .......... 23
Vom Käfer Tolpatsch, und was er im Kino gesehen hatte .......... 28
Wie ein wildes Heupferdchen gezähmt wurde .......... 36
Wie Gwendolyn sich sehr undankbar zeigte .......... 39
Von den allerschönsten Spielsachen für Frau Rotwanges Kinder .......... 42
Warum Gwendolyn laut um Hilfe schrie .......... 48
Wie Ferdy eingesperrt wurde .......... 53
Wie über Ferdy Gericht gehalten wurde .......... 57
Wie dem Goldkäfer die Rundfunksendung mißglückte .......... 60
Wie Ferdy gerettet wurde .......... 65
Wie Ferdy mit seinen Freunden feierte .......... 67
Von einem großen Zauberkünstler und Ferdys Abschied .......... 71
© Ondřej Sekorа, 1962
Illustrationen Ondřej Sekora, 1962
© der deutschen Übersetzung Anna Wirthová, 1966
Die tschechische Originalausgabe erschien als erster Teil des Buches Knížka Ferdy Mravence bei Albatros Praha
Albatros, Prag
1. Auflage 1989
2. Auflage 1991
3. Auflage 1997
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