20 Dezember 2024

Arnold Hückstädt (Hrsg): Wenn einer Augen hat zu sehen... Fritz Reuter – Sein Leben in Bildern und Texten

Klappentext:
Die Verbundenheit großer Leserkreise mit dem Werk Fritz Reuters währt nun schon mehr als 130 Jahre. Auch wenn die Auflagen nicht mehr die ungewöhnlichen Zahlen wie im letzten Drittel des vorigen und zu Beginn unseres Jahrhunderts erreichen, die Popularität des Autors ist ungebrochen. Die Figuren Fritz Reuters sind heute so lebendig wie ehedem, seine Vers- und Prosadichtungen sind wesentlicher Bestandteil unserer Nationalliteratur. Da wundert es nicht, daß mit der anhaltenden Beliebtheit der Werke ein stetig wachsendes Interesse an dem Autor selbst einherging. Mehrere Textbiographien gehen inzwischen auf dieses Bedürfnis des Publikums ein, mehr über das Leben „seines“ Dichters zu erfahren.
Mit dem vorliegenden Buch wird erstmals eine Lebensdarstellung gegeben, die sich weniger auf das Wort als vielmehr auf die Aussagekraft von Bildern, Dokumenten und Illustrationen stützt. Die Auswahl umfaßt 254 Abbildungen und begleitet chronologisch den biographischen Ablauf. In zehn Kapitel unterteilt, werden die prägenden Einflüsse in Reuters Kindheit und Jugend dokumentiert, die quälenden Festungsjahre als politischer Häftling und seine gesellschaftlichen Aktivitäten um das Jahr 1848. Noch als Privatlehrer tritt Fritz Reuter als Autor niederdeutscher Literatur an die Öffentlichkeit. Die folgenden Stationen seines
Lebens – Treptow, Neubrandenburg sowie Eisenach – und seine bedeutendsten Werke werden dem Leser anhand zeitgenössischer Bilddokumente nahegebracht. Neben biographischen und werkbezogenen Abbildungen bringen zahlreiche Bildbelege das vielgeschichtige Geflecht des Dichters mit seinem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld zum Ausdruck. Ebenso ist ein Querschnitt durch die Buchillustrationen in den Band aufgenommen, die die Hauptmotive im Werk Reuters veranschaulichen und interpretieren. Besonders reizvoll sind auch die in dieser Auswahl vertretenen Bilder, die Fritz Reuter selbst gemalt oder gezeichnet hat und die die Doppelbegabung Reuters zeigen.
Es versteht sich von selbst, daß diese nun erstmals vorliegende umfängliche Bildbiographie nicht auf erläuternde Texte und ausgewählte literarische Auszüge verzichten kann. Im Zusammenspiel von Text und Bild ist damit eine Dokumentation entstanden, die die Kenntnis über das Leben und Werk Fritz Reuters erweitern helfen wird und die auch den Fortschritt kenntlich macht, den die Reuter-Forschung in den letzten Jahren genommen hat.

Buchanfang:
Vorwort
Sie haben einander die Treue gehalten: der Mecklenburger Mundartdichter Fritz Reuter und sein niederdeutsches Publikum. Ihr Treueverhältnis währt nun schon über 130 Jahre. 1853, unmittelbar nach »Erscheinen der Läuschen un Rimels«, war es entstanden. Nahezu ungestört dauerte es über die Zeiten fort, hin bis in unsere Tage.
Aus der Verbundenheit mit den einfachen Menschen seiner mecklenburgischen Heimat, aus der »Liebe zu dem Volke, wie's nun einmal ist«, war Fritz Reuter die Kraft erwachsen, unvergängliche plattdeutsche Vers- und Prosadichtungen zu schaffen. Er sprach nicht bloß wie die »kleinen Leute«, er dachte und empfand auch wie sie. Mit ihnen war er heiter, wo das Leben freundliche Augenblicke für sie bereithielt, und er weinte mit ihnen, wenn die Sorgen des Tages und die Fährnisse der Zeit sie zu erdrücken drohten. Sein Lachen, ob in den »Läuschen« oder in der humoristischen Prosa, war ihr Lachen, und es richtete sich von unten nach oben. Sein aus sozialem Mitempfinden hervorgegangenes Mitleiden machte ihn ernst, doch es drückte ihn nicht nieder. Aufbegehrend, wie im rebellischen »Kein Hüsung«, erhob er Anklage gegen Menschenfeindlichkeit und Unrecht.
Reuters Bücher – von den frühen »Läuschen« bis zum späten »Dörchläuchting« – bilden einen wertvollen und unaustauschbaren Beitrag zur deutschen Nationalliteratur. Denn als Medium der literarischen Gestaltung wählte er die Sprachform der unteren Volksschichten, das Plattdeutsche. Er verwendete es nicht als modischen mundartlichen Überwurf, sondern als bewußtes künstlerisches Gestaltungsmittel, gleichsam als Ausdruck liebevoller Hinwendung, als Bekenntnis zum Volk, zu dessen Denk-, Sprech- und Fühlweise. Dadurch erhielten seine Werke ihr unverwechselbares Gepräge und eine Anziehungskraft, die seit eh und je ein großes Publikum gefangen hält.
Auch heute haben sie kaum etwas von ihrer Faszination und Wirkung eingebüßt. Ihre Auflagenziffern erlangen zwar nicht mehr jene ungewöhnlichen Höhen wie im letzten Drittel des vorigen und zu Beginn unseres Jahrhunderts, doch sie etwa aus mangelnder Rezeptionsbereitschaft gering zu bemessen, ist keineswegs vonnöten. Alle seine bekannten Schriften erreichen immer noch und immer wieder bemerkenswert hohe und häufige Auflagen. Allein der Hinstorff Verlag Rostock hat, getreu seiner Tradition als Reuterverlag, in den zurückliegenden vier Jahrzehnten nach 1945 immerhin 245 000 Reuterbücher herausgegeben, sowohl in Gestalt gesammelter Ausgaben wie auch als Auflagen einzelner Werke.
Fritz Reuter wird gelesen, zunehmend mehr und – trotz des großen zeitlichen und gesellschaftlichen Abstandes zur Wirklichkeit seiner Helden und Geschichten – mit reichem ideellem Gewinn: historische Einsichten vertiefend, wahres Menschentum fördernd und Vergnügen bereitend. Durch seine Werke ist Reuter populär geblieben. Seine Figuren sind lebendig. Man kennt und benutzt ihre Redensarten. Oft leben sie sogar jenseits der Literatur im Volk weiter, geben ihre Namen her zu ehrender Weihe oder zu spöttischer Neckerei mit Spitznamen, die dem volkstümlichen Figurenensemble seiner Dichtungen entlehnt sind.
Mit der Popularität der Werke Reuters ging die wachsende Wertschätzung des Autors einher. Das Interesse der Leser richtete sich mehr denn je auf das Leben Reuters, auf all die Umstände, die dieses Leben so exemplarisch machen für aufrechtes Bemühen um den Menschheitsfortschritt. Auch hatte sich dem Gedächtnis des Volkes fest eingeprägt, daß es da keine Widersprüche gab zwischen den humanistischen Grundaussagen der Werke und der aufrechten demokratischen Haltung Reuters.
Der Wunsch also, neben reinen Textinterpretationen und Wortdarstellungen über Fritz Reuter den Zugang zu ihm auch über das Betrachten von Bildhaftem erlangen zu können, wurde zu einem sich immer stärker ausprägenden Rezeptionsbedürfnis. In visueller Begegnung mit Dokumenten, Bildern und Zeitzeugnissen dem Dichter nahe zu sein und wichtige Stationen seines Lebens und seiner Entwicklung authentisch belegt zu finden ist ein Anspruch, dem nicht nur verschiedene Ausstellungen in Museen und Gedenkstätten gewidmet sind, sondern den auch der vorliegende Bildband zu erfüllen sucht.
Die getroffene Bildauswahl umfasst 254 Abbildungen. Sie ist chronologisch angelegt und folgt biographischen Abläufen. Eingeteilt in zehn Kapitel, macht sie die formenden Einflüsse in Reuters Kindheit und Jugend (Elternhaus, Schule, Studium) sichtbar, dokumentiert sein politisches Martyrium während der Festungsjahre, akzentuiert seine oppositionellen Aktivitäten im Jahr 1848 und davor, zeigt ihn als Privatlehrer und beginnenden niederdeutschen Autor in Treptow an der Tollense, sodann auf der Höhe des Schaffens in Neubrandenburg und schließlich während der letzten Jahre im thüringischen Eisenach und macht sorgfältig mit allen seinen bedeutenden Werken vertraut, indem insbesondere zeitgenössische Illustrationen zur Handlungs- und Figurenveranschaulichung herangezogen werden. .....

Einbandgestaltung und Gesamtausstattung: Rudolf Grüttner

Hinstorff Verlag, Rostock
1. Auflage 1986
2. Auflage 1988
3. Auflage 1990  

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