07 Dezember 2025

György Asperján: Auch Pechvögel werden erwachsen

Buchinfo

Schon ein paar Monate ist Imre im Sanatorium, aber einen richtigen Freund hat er immer noch nicht gefunden. Schwester Kati, die er heimlich liebt, ignoriert ihn. Auch um ihr zu imponieren, läßt er sich auf eine gefährliche Mutprobe ein.

Buchbeginn

Von den Hängen her rostfarbener Nebel und im Park Buschwerk, wie hingeweht, Imre am Fenster, der frühe Herbstmorgen dampft, auf dem schmalen Pfad läuft jemand im Radmantel, er tritt in eine Pfütze, schüttelt, auf einem Bein hüpfend, eigentümlich seinen Schuh aus, setzt wütend seinen Weg fort und verschwindet hinter einem Busch. Vor dem Fenster eine hohe, nasse Tanne und weiter hinten, am glatten Stamm der Platane, ein schmutzig bepelztes Eichhörnchen, das rasch Reißaus nimmt, einen Lidschlag lang verhält, um dann blitzschnell hinter dem Baum zu verschwinden. Im feuchten Gras zwei Schwarzdrosseln dicht beieinander, die Köpfchen zur Seite geneigt, als wollten sie den Baumwipfel erspähen. Vor dem Eingang ein Wagen, dahinter kräuselnd-weißer Dunst, der in der Ferne dichter wird. 

Verlag Neues Leben, 1985
Übersetzt von Dorothea Koriath
Illustrationen von Renate Schirrow
 

05 Dezember 2025

Sergei Kulik: Safaris in Kenia

Klappentext:
O Tana, unser großer Tana!
Du fließt Jahrhunderte durch unser Land,
Unbeständig ist dein Wasser, o Tana!
Alles ringsum wandelt sich:
das Land, die Zeit, die Sitten.
Auch wir ändern uns, o Tana!
Dennoch bleiben wir uns treu in dieser Welt.
Wir bleiben Afrikaner, o Tana!
Bleiben dir treu, Tana,
und unserm Land – dem Land der Väter.
O Tana, großer Tana!

Buchanfang:
Statt eines Vorwortes
Sechs Jahre habe ich in Kenia verbracht, und in all diesen Jahren habe ich nur begeisterte Äußerungen über dieses Land gehört.
Begeistert waren vor allem die Touristen, und das ist nicht schwer zu verstehen. Die Ankömmlinge sind verblüfft von Nairobi, der keniaischen Hauptstadt, einer großen modernen Stadt mit einer modernen City und eleganten Gebäuden, die unter dem Grün üppig blühender exotischer Bäume verschwindet und eher einer prosperierenden Stadt im amerikanischen Süden ähnelt als der Hauptstadt eines Entwicklungslandes. Gewöhnlich sind sie angenehm überrascht von dem Klima im gebirgigen Mittelkenia. Die Touristen fürchten die Hitze, wenn sie nach Afrika reisen, doch hier müssen sie schon am ersten Abend, vor Kälte schlotternd, in ein Geschäft laufen und sich einen Wollpullover kaufen.
Morgens geht es für die Touristen mit einer „Safari“ los, mit diesem Wort aus dem Swahili wird in Ostafrika jede beliebige kleine Reise bezeichnet. Führt man den Touristen nach Westen, tief in das Gebirgsland von Kenia, so bekommt er die Möglichkeit, die ökonomisch am weitesten entwickelten Gebiete Afrikas zu durchqueren; sie liegen im Hochland von Kenia, welches zum Viktoriasee hin abfällt. Hier wechseln smaragdfarbene Teeplantagen mit dem samtenen Grün von Kaffeeplantagen und riesige Viehzuchtranches mit den bunten Mosaiks der Gemüsegärten ab. Schöne Straßen führen daran vorbei, an denen saubere Siedlungen liegen, deren Bewohner sich für die sonntägliche Morgenmesse mit Krawatte und Hut kleiden. Kenia gilt als eines der am höchsten entwickelten Länder des afrikanischen Kontinents, und sein aufblühender zentraler Teil dient als anschaulicher Beweis dafür.
Dann biegt der Weg ab, an die Stelle des grauen Bandes der Asphaltstraße tritt ein rötlicher Feldweg, und aus dem erschlossenen, besiedelten Gebiet gerät der Tourist plötzlich in dunkle Wälder, die die Berghänge Kenias und das Aberdeen-Plateau bedecken. In einem exotisch eingerichteten, oberhalb einer Tiertränke gelegenen Hotel verbringt der Tourist den Rest des Tages. Gegen Abend kommen Nashörner, Büffel oder Leoparden zur Tränke. Und dann trennt nur die dünne Fensterscheibe der Hotelterrasse die Menschen von diesen Riesen der afrikanischen Wälder. Die Touristen, die sich in den Sesseln räkeln, trinken Kaffee oder Whisky, und zehn Meter entfernt von ihnen trinken Leoparden und Nashörner Wasser. Das ist doch fürwahr aufregend!
Fährt der Tourist aber von Nairobi aus nach Osten oder Süden, so kommt er zuerst durch eine endlose, eintönige Savanne, in der sich die größten Nationalparks von Kenia befinden. Der Mangel an landschaftlichen Schönheiten wird hier durch eine phantastische Vielzahl von Tieren aufgewogen: hundertköpfige Zebraherden, Tausende von Antilopen und Gazellen, zahllose Büffel, Giraffen und Strauße sowie, wenn man Glück hat, Löwen, Geparde und Flußpferde. Mitunter kommen auch Elefanten auf die Straße; hier in der trockenen Savanne können sie sich selten eine Dusche gönnen und vergnügen sich dafür oft mit Sandbädern. Der Boden der Savanne ist rot, daher haben auch die Elefanten eine ziegelrote Färbung. Farbige Elefanten – das ist ebenfalls ein Grund, begeistert zu sein.
Wenn sich die Touristen nach ein paar Tagen an den Tieren sattgesehen haben, reisen sie an die Küste des Indischen Ozeans, wo sie aus der Welt der von der Sonne ausgedörrten Dornenakazien und grauen Gräser in eine Welt der Kokospalmen und üppig blühenden Pflanzen der Subtropen geraten. Schneeweiße Korallenstrände unter strahlendblauem Himmel und die geheimnisvolle Welt der Unterwasserriffe vernebeln endgültig die Köpfe der Touristen.
Nicht weniger eindrucksvoll sind auch die Küstenstädte – im Mittelalter Zentren einer blühenden Swahilikultur.
Nairobi ähnelt einem amerikanischen Kurort und ist noch nicht einmal achtzig Jahre alt, und die engen mittelalterlichen Gassen von Mombasa oder Malindi haben eine Geschichte von acht bis zehn Jahrhunderten aufzuweisen. Durch diese Gassen ist Vasco da Gama gegangen, jedes Haus hier ist ein Zeuge der stürmischen und romantischen Geschichte der Küste. Hier sind sich Jahrhunderte hindurch Afrika und Asien begegnet. Frauen, von Kopf bis Fuß in blauschwarze Buibui gehüllt; alte Männer mit bunten Turbanen, die an die Kalifen alter Zeiten erinnern; das Gemurmel der Muezzine, das von eigentümlichen Minaretten her erklingt; die kehligen Schreie der Straßenhändler mit Kaffee und türkischem Honig; das Nachtleben der Hafenstädte; die würzigen Düfte des Orients und die salzige Luft des Ozeans...

Inhalt:
Statt eines Vorwortes .. .. .. 6

DIE NILOTEN
Die Bewohner des vulkanischen Plateaus

Athiopische Ouvertüre .. .. .. 23
Das östliche Afrika – die Urheimat der Menschheit? .. .. .. 27
Basso Narok heiß „schwarzes Wasser“ .. .. .. 36
Der kleinste Stamm Afrikas .. .. .. 43
Das Geheimnis der Insel Unwiederbringlich .. .. .. 48
Mit der Harpune auf Barschfang .. .. .. 52
Wie kann man sich denn den Morani widersetzen? .. .. .. 56
Die Klippschliefer kommen mir zur Hilfe .. .. .. 66
Der Morani – die zentrale Figur der Gemeinschaft .. .. .. 70
Aus Jungen werden Männer .. .. .. 77
Wem gehörte die erste Kuh? .. .. .. 84
Die Krokodile kommen, wenn man sie ruft .. .. .. 91
Das wichtigste am Aussehen des Mannes ist die Frisur .. .. .. 94
Zehn Kilogramm Schmuck .. .. .. 100
Ein Löwenherz ist das schönste Geschenk .. .. .. 104

Auf den Spuren der geheimnisvollen Asaner
Ein ethnisches Babylon .. .. .. 107
Der Stamm mit den fünf Namen .. .. .. 114
Abenteuer auf einem launenhaften Fluß .. .. .. 120
Die Lieder der alten Tschepopkoi .. .. .. 125
Schlangen leben in Häusern und Schmelzöfen .. .. .. 128
Die Tuken – das Volk, das in den Felsen lebt .. .. .. 132
Die alten Aquädukte der Elgejo und Marakwet .. .. .. 135
Die Tücke der afrikanischen Wege .. .. .. 138
Maji-Ndege – der „Vogelsee“ .. .. .. 141
Die exzentrischen Bewohner des Baringosees .. .. .. 147
Die erste Genossenschaft der Njemps .. .. .. 151
Eine archäologische Exkursion nach Tambatsch .. .. .. 157

Die letzten Mohikaner Ostafrikas
Durch ein Gebirge, das einer Festung gleicht .. .. .. 165
Von der El-Barta-Ebene in die Il-Ponjeki-Ebene .. .. .. 171
Auf dem Honigweg hinauf in die Berge .. .. .. 181
Wem sind die Ndorobo ähnlich? .. .. .. 185
Wir malen einen Esel als Zebra an .. .. .. 196
Gibt es die Hunde aus der Zeit der Pharaonen noch heute? .. .. .. 204

DIE KUSCHITEN
Die rote Sandwüste gibt ihre Geheimnisse allmählich preis

Zum erstenmal im Nordosten des Landes .. .. .. 215
Der beschwerliche Weg nach Marsabit .. .. .. 221
Das Gebiet der großen Möglichkeiten .. .. .. 226
Achmed – der König der Elefanten .. .. .. 234
Ein Krieger wird Häuptling .. .. .. 242
Mit einer Karawane der Gabbra durch die Dida Galgalu .. .. .. 252
Die verwegenen Boran und ihre schönen Frauen .. .. .. 263

Zwischen Totem und Koran
Die Grenze verläuft am Meridian von Moyale .. .. .. 270
Mandera – der entlegene Winkel Kenias .. .. .. 275
Jarad – Brautkauf .. .. .. 282
Eine Hochzeit bei den Degodiya .. .. .. 287
Wajir Stadt der Handwerker .. .. .. 294
Die schrecklichen Loriansümpfe .. .. .. 304
„Guten Tag, Mister Adamson“ .. .. .. 309
Das Experiment wird fortgesetzt .. .. .. 315
George tötet Boy .. .. .. 322

,,... Kenya selbst (wird) von seinen (europäischen) Bewohnern als das schönste Land der Welt bezeichnet. Man weiß, wie solche Superlative zu werten sind; in jedem Fall darf man sie als einen wortarmen Ausdruck für die besonderen, erhebenden und erregenden landschaftlichen Reize betrachten, denen auch der erliegt, der im Laufe eines langen Lebens ungezählte überwältigende Eindrücke gesammelt hat.
Hans Schomburgk

Aus dem Russischen von Helga Thiele
Das russische Original erschien unter dem Titel «Кенийские Сафари» im Verlag «Мысль», Moskau 1975

Schutzumschlag und Einband: Lothar Gabler
Kartenzeichnung: Helga Paditz

VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig
1. Auflage 1979
2. Auflage 1981

04 Dezember 2025

Jutta Hellgrewe: Susanne und die Sonne aus Papier

Einbandtext:
Das Mädchen Susanne sieht aus dem Fenster. Es regnet. Draußen ist es grau und traurig. Susanne ist es auch. Drei Tage regnet es schon. Da kommt Susanne auf die Idee, eine Sonne zu malen, eine große, gelbe Sonne. Während sie die Sonne malt, wird es um sie heller. Mit ihrer gemalten Sonne läuft Susanne durch die Stadt, durch Wiesen und Felder. Alle, die Susanne mit der Sonne sehen, freuen sich: die Blumen, die Tiere, die Menschen. Durch Susannes Sonne wird die Welt um sie hell und schön. Zuletzt läuft sie auf einen Berg und macht die Sonne an einem Stock fest. Dort leuchtet sie und scheint auf Land und Leute. Susannes Sonne macht die Welt wieder bunt.

Illustration: Jutta Hellgrewe
Einbandtext: Fred Reinke
12-seitiges Pappkinderbuch
Für Kinder ab 4 Jahren

Postreiter-Verlag, Halle
1. Auflage 1983
2. Auflage 1988

Barbara Augustin: Borstels Flußfahrt

Buchanfang:
Borstel schlenderte durch den Wald. Auf der Lichtung mit der Anschlagsäule leuchtete ihm ein Plakat entgegen.
GROSSE ÜBERRASCHUNG! - TREFFPUNKT HIER! - ONKEL UHU! war in schönen Federstrichen zu lesen. «Eine Überraschung!» quietschte Borstel so laut, daß es durch den Wald hallte und Mauz und Hoppel anlockte. Auch sie jubelten.
«Was soll der Krach?» rief Herr Fuchs noch mittagsschlafmüde und krabbelte aus seinem Bau. «Ah, eine Überraschung!» sagte auch er. Aufgeregt, etwas verpaßt zu haben, flatterte Frau Elster herbei. Doch Herr Fuchs beruhigte sie.
«Die Überraschung, Onkel Uhu!» drängelten die Kinder. Nachdem er sich mehrere Male geräuspert und tief Luft geholt hatte, als wolle er eine Arie singen, sagte er endlich: «Ich schlage eine gemeinsame Flußwanderung vor.»
«Och», machten enttäuscht seine Zuhörer. «Das soll eine Überraschung sein?» Unbeirrt fuhr der Uhu fort: «Ich meine, eine Wanderung auf dem Fluß.» Das war natürlich etwas anderes. «Wie denn?» – «Auf dem Fluß?» – «Oho!» riefen alle durcheinander. Nur die Elster sagte pikiert: «Ich bin doch keine Ente!»
«Wir bauen uns ein Floß», vollendete der Uhu die Überraschung. .....

Illustriert von Rainer Flieger
Für Kinder von 5 Jahren an.

Verlag Junge Welt, Berlin
1. Auflage 1982
2. Auflage 1983

27 November 2025

Ulla Schmidt: Die Straße ist nicht böse

Pappbilderbuch
Für Kinder von 4 Jahren an
Illustration von Manfred Bofinger

Verlag für Lehrmittel Pößneck
1. Auflage 1984
2. Auflage 1986
3. Auflage 1988



Oskar Wilde: Der glückliche Prinz und andere Erzählungen

Buchanfang:
Der glückliche Prinz
Hoch über der Stadt stand auf einer mächtigen Säule die Statue des glücklichen Prinzen. Sie war über und über mit dünnen Goldblättchen bedeckt, statt der Augen hatte sie zwei glänzende Saphire, und ein großer roter Rubin leuchtete auf seiner Schwertscheide.
Alles bestaunte und bewunderte ihn sehr. »Er ist so schön wie ein Wetterhahn«, bemerkte einer der Stadträte, der darauf aus war, für einen in Kunstdingen geschmackvollen Mann zu gelten; »bloß nicht ganz so nützlich«, fügte er hinzu, da er fürchtete, man könnte ihn sonst für unpraktisch halten, was er durchaus nicht war. »Warum bist du nicht wie der glückliche Prinz?« fragte eine empfindsame Mutter ihren kleinen Jungen, der weinend nach dem Mond verlangte. »Dem glücklichen Prinzen fällt es nie ein, um etwas zu weinen.«
»Ich bin froh, daß es wenigstens einen gibt, der in dieser Welt ganz glücklich ist«, sagte leise ein Enttäuschter mit einem Blick auf das wundervolle Standbild.
»Er sieht genau aus wie ein Engel«, sagten die Waisenkinder, als sie in ihren purpurroten Mänteln und sauberen Vorstecklätzchen aus der Kathedrale kamen.
»Wie könnt ihr das wissen?« fragte der Mathematiklehrer, »ihr habt doch nie einen gesehen.«
»O doch, im Traum«, antworteten die Kinder; und der Mathematiklehrer runzelte die Stirn und machte ein sehr strenges Gesicht, denn er billigte Kinderträume nicht.
Da flog eines Nachts ein kleiner Schwälberich über die Stadt. Seine Freunde waren schon vor sechs Wochen nach Ägypten gezogen, aber er war zurückgeblieben, weil er sich in eine ganz wunderschöne Schilfrispe verliebt hatte. Ganz zeitig im Frühling hatte der Schwälberich die Rispe zum erstenmal gesehen, als er gerade hinter einer großen gelben Motte her über den Fluß flog, und war von der Schlankheit der Rispe so entzückt gewesen, daß er haltgemacht hatte, um mit ihr zu plaudern. »Soll ich dich lieben?« fragte der Schwälberich, der es liebte, immer gleich gerade auf sein Ziel loszugehen. Und die Schilfrispe verneigte sich tief vor ihm. So flog er immer und immer um die Schlanke herum, berührte leicht das Wasser mit seinen Flügeln und machte kleine silberne Wellen darauf. Das war die Art, wie er warb, und es dauerte den ganzen Sommer hindurch.
»Das ist ein lächerliches Attachement«, zwitscherten die andern Schwalben; »die Schilfrispe hat gar kein Vermögen und viel zuviel Verwandte« – und in der Tat war der Fluß ganz voll von Schilf. Als dann der Herbst kam, flogen sie alle davon.
Als sie fort waren, fühlte sich der Schwälberich einsam und fing an, seiner romantischen Liebe überdrüssig zu werden. »Sie kann sich gar nicht unterhalten«, sagte er, »und ich fürchte, sie ist eine Kokette, denn sie flirtet immer mit dem Wind.« Wirklich machte die Schilfrispe, sooft der Wind blies, die graziösesten Verbeugungen.
»Ich gebe gerne zu, daß sie sehr häuslich ist«, fuhr er fort; »aber ich liebe das Reisen, und deshalb soll meine Frau es auch lieben.«
»Willst du mit mir fort?« fragte der Vogel endlich die Rispe; die aber schüttelte den Kopf sie hing so sehr an der Heimat.
»Du hast mit mir gespielt, rief da der Schwälberich, .....

Inhalt:
Der glückliche Prinz .. .. .. 5
Der eigensüchtige Riese .. .. .. 23
Die Nachtigall und die Rose .. .. .. 31
Der ergebene Freund .. .. .. 60
Die bedeutende Rakete .. .. .. 41

Mit Zeichnungen von Rolf Kuhrt
Übertragen von Franz Blei

Insel-Verlag, Leipzig
Reihe:
Insel-Bücherei Nr. 413
1. Auflage ??
2. Auflage ??
3. Auflage 1964

26 November 2025

Hans Siebe: Vermißt wird Ingolf Sommer

Einbandtext:
Frau Sommer wußte die Rufnummer auswendig. Sie wählte und wartete ungeduldig darauf, daß die Werkvermittlung sich meldete. Endlich hörte sie die bekannte Stimme: „Halle vier, Wolter!“
„Sommer! Frau Sommer hier!“ Sie spürte einen Kloß im Halse und konnte kaum sprechen.
„Ja, Frau Sommer? Was ist mit Ingolf? Er ist doch hoffentlich nicht krank?“
Die Hand mit dem Hörer sank herab. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie stöhnte gequält. Wie ein körperlicher Schmerz durchfuhr sie die Erkenntnis, daß Ingolf auch nicht im Betrieb war. Die letzte Hoffnung löste sich in nichts auf. Mit eckiger Bewegung preßte sie den Hörer wieder ans Ohr.
„Hallo, Frau Sommer?“
„Ja, 'tschuldigen Sie, Herr Wolter...“
„Sie rufen doch Ingolfs wegen an? Ist – etwas passiert?“ klang es besorgt.
„Ja, ganz bestimmt“, antwortete sie schluchzend, „seit Freitag ist er weg – verschwunden!“
Eine Weile blieb es still, dann erklang Wolters ungläubige Stimme: „Wieso denn verschwunden? Das gibt es doch nicht! Hallo, Frau Sommer? Hören Sie noch? Waren Sie schon bei der Polizei?“

Umschlaggestaltung und Illustrationen: Bernhard Kluge

Militärverlag der DDR, Berlin
Reihe:
Erzählerreihe 290
1. Auflage 1985