Klappentext:
„Für jeden der Jungen lag neben dem Frühstücksbrettchen und dem Mitnehmebrot eine kleine Tafel Schokolade. Die Mutter hatte einen Zettel geschrieben, daß sie ihnen einen schönen Tag wünsche und daß die Kinder sie heute morgen bitte schlafen lassen möchten, sie sei sehr müde.
Im Flur zog Sven den kleinen Bruder an. Er machte es morgens lieber selber, weil Gustav immer trödelte. ‚Tschüs Olaf’, sagten sie, und Sven ließ die Tür ins Schloß fallen. Olaf mußte in der Küche noch den Frühstückstisch abräumen. Das Geschirr stellte er neben die Spüle. Den Abwasch erledigte die Mutter, wenn sie Spätschicht hatte.“
Manches hat sich verändert in der Familie Roland, seit sie aus Borna in eine mecklenburgische Stadt übergesiedelt ist. Leicht fällt das Eingewöhnen in die neuen Lebensbedingungen niemand. Olaf, dem sensibelsten der drei Jungen, wird es besonders schwer ... Es gibt Tage, da steht es nicht gut mit der Familienharmonie.
Buchanfang:
DONNERSTAG
Das Versäumnis
Es war März, Mitte März, aber der Winter war zurückgekommen. Zwei Tage lang fielen dicke, feuchte Flocken; jetzt lag der Schnee in grauen Häufchen schmuddelig und pappig an den Straßenrändern. Auf den Fahrbahnen und Wegen war er, kaum hingeweht, gleich zertaut oder zertreten worden.
Es nieselte, und der Junge stellte sich in den ersten Eingang des Häuserblocks oberhalb der Böschung.
Es war halb fünf oder kurz danach, er hätte es gewußt, ohne zur Säule mit der Digitaluhr zu sehen, denn die Möwen und Krähen hatten schon in großen Schwärmen krächzend und kreischend den allabendlichen Flug zu ihren Schlafplätzen begonnen. Stets flogen sie zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung. Man hätte Uhr und Kompaß nach ihnen stellen können. Der Junge hatte noch nie so viele Möwen gesehen wie in dieser Stadt. In Borna gab es überhaupt keine.
Zu den Füßen des Jungen, an der Haltestelle, kamen in schnellem Wechsel aus beiden Richtungen die Straßenbahnen an.
Die meisten Leute liefen, ohne nach links und rechts zu sehen, die gewohnten Wege. An diesem diesigen, nebligen Spätnachmittag schienen sie alle in Grau gekleidet. Manchmal leuchtete das Tuch einer Frau oder der Anorak eines Kindes farbig auf.
Der Junge hatte keine Sorge, die Mutter nicht zu erkennen. Sie trug Schal und Käppi in einem kräftigen Orange, ....
Schutzumschlag, Illustrationen: G. Ruth Mossner
Für Leser von 10 Jahren an
Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1982
2. Auflage 1983
3. Auflage 1984