15 November 2025

Kurt David: Der Löwe mit der besonders schönen langen Mähne

Buchanfang:
Es war einmal ein einsamer Löwe mit einer besonders schönen langen Mähne, der den hellen Tag immerzu faul und träge unter dem grünen Blätterdach eines großen Baumes verbrachte. Sobald jedoch die Sonne untergegangen war, brüllte er: „Ich bin der König der Tiere!“
Hatte er das ein-, zwei- oder auch dreimal hinausgebrüllt, verstummten alle. Selbst die Vögel schwiegen in den Büschen, und die Furcht drang bis in ihre Nester.
Die Stille war so ungeheuerlich und tief, als seien die Tiere bereits durch das schauerliche Gebrüll getötet worden.
Nachdem der Löwe die entsetzliche Angst der anderen lange genug ausgekostet hatte und auch den Stolz, nur schrecklich brüllen zu brauchen, befahl er wie alle Tage zuvor nach Sonnenuntergang mit donnernder Stimme: „Und jetzt her zu mir: Mich hungert!“ Die furchtbare Ungewißheit, wen er an diesem Tag töten würde, ließ die Tiere jedesmal aufs neue erzittern. Doch sie kamen. Die Rehe kamen, die Hirsche, die Hasen und wilden Schweine, die wilden Pferde trabten zu dem großen Baum, wo der Löwe lauerte. Die Schafe und Ziegen, sogar die Schakale und Füchse schlichen herbei, die Hyänen, Affen, Rinder und Kamele. Kurzum, wer Angst hatte, kam, und das waren mehr, als hier aufgezählt werden können.

Bilder von Horst Bartsch

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1978
2. Auflage 1979
3. Auflage 1981
4. Auflage 1849
5. Auflage 1988

14 November 2025

Waldtraut Lewin: Poros und Mahamaya – Eine Geschichte aus dem alten Indien

Klappentext:
Ins alte Indien führt diese Erzählung, in der sich Geschichte, Sage und Erfindung mischen. Sie erinnert an das Lied von den zwei Königskindern, die nicht zueinander kommen konnten. Das Wasser, das beide trennt, ist hier die Gegensätzlichkeit in der Lebenshaltung. Wildheit und Leidenschaftlichkeit stehen klugem und kühlem Taktieren entgegen, sie sind wie Feuer und Wasser, eines schließt das andere aus. Und es ergibt sich schließlich, daß der nüchterne politische Verstand die Oberhand gewinnt, nicht kampflos, aber mit geringeren Opfern als eine Schlacht, wie Poros sie dem Eroberer Alexander am Jhelam-Fluß liefert. Nach langen schweren Jahren versprechen Poros und Mahamaya sich einander unter dem Aschokabaum, doch auch da haben die Prüfungen noch kein Ende. Erst als Frieden einkehrt, ist auf ein wenig Glück zu hoffen, nicht nur für die Könige, auch für die Völker.

erzählt nach der Oper »Alexander in Indien« von Georg Friedrich Händel
Illustrationen von Jutta Mirtschin
Für Leser von 12 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1987 

12 November 2025

Günther Ballentin: Gefährlicher Streifzug


 Einbandtext:

Die drei Jungen machten sich groß, erhoben sich auf die Zehenspitzen, damit sie den im April liegengebliebenen sowjetischen Übersetzkahn sehen konnten.
„Wir brauchen lange Knüppel, sonst verbrennen wir uns in den Brennesseln die Beine“, sagte Walter.
„Idi sjuda!“
Ein klanghelles Kommando gellte in die Mittagsstille hinein. Trockene Zweige zerbrachen, krachten wie Pistolenschüsse. Pferdehufe stampften über den Wiesenboden. MPi-Feuerstöße zerrissen die Luft. Das Echo schmetterte den jenseitigen Kanaldeich entlang. Fünf Kosaken kreisten Fritz, Otto und Walter wie ein Wirbelwind ein, hielten, auf den Pferden wie unruhige Geister schaukelnd, Maschinenpistolen schußbereit auf dem Sattelbug.
Wenig später wurden die Jungen als Gefangene abgeführt ...

Umschlaggestaltung: Jürgen Wagner

Militärverlag der DDR, Berlin
Reihe:
Erzählerreihe 312
1. Auflage 1988

07 November 2025

Magda Szabó: Geburtstag

Klappentext:
Erwartungsvoll sieht Bori ihrem vierzehnten Geburtstag entgegen. Ihr heißer Wunsch ist es, erwachsen zu sein, nicht mehr als ein Schulmädchen gelten zu müssen, das sich mit den Zöpfen plagen und lächerliche Kleider tragen muß. Und dann taucht Rudolf auf, für den Bori augenblicklich zu schwärmen beginnt.
Aber der Geburtstag bringt nichts als Enttäuschung. Statt des gewünschten schönen Kleides liegt ein Wintermantel auf dem Gabentisch. Die Eltern haben auch nicht an die ersehnten modernen Schuhe gedacht, Versteht sie denn niemand? Bori beschließt, sich selber zu helfen. Sie nimmt eine Arbeit an, leiht das verdiente Geld aber an die beste Freundin aus, die den Betrag unterschlägt.
Ein Unfall der Mutter leitet schließlich die Wende ein. Bori erkennt, was ihre Eltern für sie tun, wie sehr sie von ihnen geliebt wird. Der richtige Geburtstag fällt nicht mit dem Geburtstag auf dem Kalender zusammen. Er ist da, als Bori zu sich selber findet und mit den Menschen an ihrer Seite zu leben beginnt. „Bori, endlich geht die auch das Schicksal anderer Leute durch deinen Kopf. nicht nur dein eigenes kleines Leben. Du kennst neue Wörter. Wenn du sie auch nicht aussprichst und nicht ahnst, daß du sie gelernt hast, du weißt, was Mitleid, Fleiß und Anteilnahme sind. Allmählich wirst du selber entscheiden, was gut und. was schlecht ist. Du willst nicht immerzu etwas haben. Du arbeitest und denkst nach. Einmal mußte das ja kommen: Du bist erwachsen, Bori!“
Die Bezeichnung „Mädchenbuch“ verdient dieser Titel dadurch, daß alle Ereignisse mit den Augen Boris gesehen werden, die als Mittelpunkt der Handlung eine intensive Ausstrahlung besitzt. Die Offenheit ihrer Gedanken und die Echtheit ihres spontanen Gefühls geben diesem Buch den Rang einer poetischen Studie, in der sich die junge Leserin von heute glücklich wiederfinden wird.

Buchanfang:
Benjamin Eperjes
Bori Illés schrieb sehr ungern Aufsätze.
Angenehm war am Aufsatzschreiben nur das Verteilen der Hefte. Wenn Fräulein Ipolyi mit dem Packen blau eingebundener Hefte in die Klasse kam, meldete sich Bori immer als erste zum Austeilen, und meistens kam sie auch vor Kucses am Katheder an, was gar keine Kleinigkeit war, denn Kucses beeilte sich auch immer sehr, ebenso Várkonyi.
Die Klasse fand sich damit ab, daß das Herumtragen der Hefte das Vorrecht der drei war; es war ja schon seit Jahren so. Die drei wiederum nahmen zur Kenntnis, daß nicht sie, sondern drei andere die Hefte einsammeln würden: Istvánfi, Holly und Hegedüs. Jede Klasse hat ihre Traditionen, diese Heftsache war in der siebenten Klasse Tradition. Hefte austeilen oder einsammeln ist angenehm; man geht von Bank zu Bank, bückt sich, kann jeder Schülerin etwas zuflüstern, das Hin- und Hergehen in der Klasse, was man sonst nicht darf, ist dann sogar Pflicht, und wenn man Glück hat, bekommt man in seinem Stoß Hefte gerade die in die Hand, die in die letzte und in die erste Bank gehören, man hat also einen weiten Weg zu machen. Und diese Bewegung macht Spaß, ist ein Genuß, man sitzt ja soviel! Aber nachher das Schreiben!
Ungarisch wäre ein schönes Fach, wenn man nicht die Grammatik zu lernen, keine Aufsätze zu schreiben und nicht Werke zu zergliedern brauchte. Ungarisch müßte anders unterrichtet werden, die Sprache dürfte man nur hören, aber nicht ochsen. Wenn Fräulein Ipolyi ein Gedicht oder einen Teil aus einem Roman vorliest, passen alle auf, auch wenn sie aus Toldi liest, was man schon hundertmal gehört hat. Aber auf Fragen antworten, schreiben, zerlegen ...
VIII. Aufsatz. Die Benjamin-Eperjes-Straße
Seit Wochen konnte man schon ahnen, daß dieses Thema kommt. Bisher hat noch jede siebente Klasse in dieser Schule das Leben Benjamin Eperjes' oder die Geschichte der Benjamin-Eperjes-Straße schreiben müssen. Schon vor gut einem Monat hat Fräulein Ipolyi die Vorbereitungen angefangen, sie mußten in den Hausaufsätzen Beschreibungen von Straßen, Plätzen und Gebäuden geben. Zuerst bekamen sie auf, die Frankstraße zu schildern, dann das Honvéd-Denkmal, den Fischplatz, schließlich als letztes das Gymnasium an der Ecke des Forgácsplatzes. Von Benjamin Eperjes war da zwar noch nicht die Rede, aber wozu hätten sie denn wochenlang üben müssen, wie man einen Platz, ein Denkmal und eine Schule durch Worte anschaulich macht? ‚Wir werden einen Aufsatz über Benjamin Eperjes schreiben’, hat Jutka Mikes prophezeit. ‚Oh, fein!’, hat sie noch hinzugefügt. Jutka kann sich auch über so etwas freuen.
Die Schülerinnen der siebenten Klasse legten das Konzeptpapier zurecht. Sie hatten wöchentlich einmal eine Doppelstunde Ungarisch, das war eigens zum Aufsatzschreiben so eingerichtet, so standen zum Schreiben rund hundert Minuten zur Verfügung. Sie müssen auch immer einen Entwurf machen ein – widerlicher Brauch. Gräßlich, daß man den Platz dafür nicht leer lassen und den Entwurf nicht nachträglich einschreiben kann, wenn man mit dem Aufsatz fertig ist! In der sechsten haben sie es so gemacht, aber Fräulein Ipolyi ist leider dahintergekommen, und diese Methode hat ihr – unbegreiflicherweise – nicht gefallen. Seitdem kommt sie, sowie sie das Thema an die Tafel geschrieben hat, zwischen die Bankreihen, guckt nach rechts und nach links und überzeugt sich, ob jede Schülerin die einzelnen Punkte des Entwurfs zuerst schreibt.
Kucses, die neben Bori saß, stieß einen Seufzer aus, dann begann sie zu schreiben. Bori drehte sich nach der hinter ihr sitzenden Jutka Mikes um. Jutka hatte ihren Entwurf schon fast fertig. Na ja, für die ist das nicht schwer, sie liebt ja diese unmögliche Straße, in der es kein einziges Gebäude gibt, das den schönen, neuen Häusern der Üllőer Straße oder des Großen Rings ähnlich wäre. Bori hätte am liebsten in einem Wolkenkratzer oder zumindest in einer ganz modernen Siedlung gewohnt. Benjamin-Eperjes-Straße ... Sie wurde jetzt ganz und gar bekümmert, denn ihr fiel ein, daß von ihr sicher etwas Besonderes erwartet werde, weil sie das Pech hatte, im Benjamin-Eperjes-Haus zu wohnen sie war dort geboren worden, innerhalb der Mauern, wo einst der Mann, nach dem die Straße benannt war, gewohnt hatte.

Titel der Originalausgabe: „Születésnap“
Übertragung aus dem Ungarischen von Mirza Schüching
Schutzumschlag und Einband von Jochen Baltzer

Gemeinschaftsausgabe des Corvina Verlages, Budapest und des Altberliner Verlages Lucie Groszer, Berlin

Altberliner Verlag Lucie Groszer, Berlin
1. Auflage 1966
2. Auflage 1968
3. Auflage 1971

04 November 2025

Ilse Korn (Hrsg.): Königin im Leinenkleid – 34 Märchen von den klugen und liebenswerten Frauen

Buchanfang:
Königin im Leinenkleid
Ein Märchen aus Vietnam
Auf einer kleinen Insel oberhalb des Mekong-Deltas lebte vor langer Zeit der Fischer Ha-Thi-Trinh mit seiner Familie. Er war bitter arm wie alle Inselbewohner und war doch einer der fleißigsten. Lange bevor der erste Sonnenstrahl seinen hellen Finger auf das graue Meer legte, machte er mit seinem unverheirateten Bruder und seinem Sohn das Boot fertig, um mit den anderen Fischern zum Fang auszufahren. Hatte es lohnende Beute gegeben, segelten sie zum Festland hinüber und verkauften die Fische. Doch meistens war ihre Mühe vergeblich, und der Erlös lohnte nicht den weiten Weg.
„Die Sonne steht schon hoch, wir haben am frühen Morgen bei unseren Fischern gekauft“, sagten die Frauen der Stadt. Die Inselfischer verdroß es, daß die Fischer vom Festland ihnen immer zuvorkamen, doch konnten sie daran nichts ändern.
Ha-Thi-Trinhs Frau war im letzten Jahr gestorben. Das harte Klima und die schwere Arbeit auf dem steinigen Boden der Insel hatten ihre Kräfte vorzeitig erschöpft.
Oft blickte Ha-Thi-Trinh auf seine Tochter Ha-Tien, die mit ihren sechzehn Jahren das ganze Ebenbild der Mutter war. Würde sie dem Plan zustimmen, den er seit langem erwog?
Tages sprach er zu ihr: „Höre, meine Taube, ich will mit deinem Bruder Pham-Dong und unserem Oheim fortfahren, um Land zu suchen, auf dem wir als Bauern leben können, ohne zu hungern. Der Fischfang, den wir seit Jahren betreiben, hat uns immer ärmer gemacht. Noch habe ich Kraft in den Armen und könnte ein neues Leben beginnen. Hier ist ein großer Sack Reis, er reicht für einige Monate. Mit dem, was unser Garten einbringt, wird er dich ernähren, bis ich komme, um dich zu holen.“
„Und was wird aus mir, wenn du nicht zurückkehrst?“ fragte das Mädchen erschrocken.
„Ich komme bestimmt wieder!“ gab der Vater zuversichtlich zur Antwort. „Und unsere Nachbarn werden dir helfen.“
Doch entschlossen sprach Ha-Tien: „Nehmt mich gleich mit. Zwei Hände mehr können auf dem Boot nicht schaden. Und kommt ein Unglück über uns, so trifft es uns gemeinsam. Ich habe der Mutter vor ihrem Tode versprochen, dich nicht zu verlassen, bitte zwinge mich nicht, mein Wort zu brechen.“
Der Vater beugte sich schließlich ihrem Willen. Er veräußerte, was er an Hausrat besaß und nicht auf dem Sampan unterbringen konnte, verabschiedete sich von Freunden und Bekannten und begab sich mit seinem Bruder und seinen beiden Kindern auf die Reise in eine ungewisse Ferne.
Sie segelten an der Küste entlang immer nach Süden. Tage, Wochen, Monate vergingen. Endlich erreichten sie die Südspitze des Landes und beschlossen, einen Hafen aufzusuchen, um sich nach Siedlerland zu erkundigen. Doch bevor sie ihre Absicht verwirklichen konnten, packte der Sturm das nicht allzu große Boot und trieb es weit ins Meer hinaus. Genauso plötzlich drehte der Wind, fuhr in das Großsegel und schob den Sampan mit rasender Geschwindigkeit in eine breite Bucht. Mit letzter Kraft zogen sie das Boot auf den Schwemmsand des Ufers und legten sich erschöpft zur Ruhe.
Am nächsten Morgen weckte heller Sonnenschein Ha-Thi-Trinh und seine Angehörigen. Sie meinten, im Paradies gelandet zu sein. Vor ihnen breitete sich ein liebliches Land, sanft stieg es zu beiden Seiten der Bucht an, während aus fernen, hohen Bergen ein Wildbach herabstürzte und sich seitlich eines Bambuswaldes ins Meer ergoß. Das Ufer war mit dem Holz gestrandeter Schiffe bedeckt, das sammelten sie und besahen sich dabei die hügelige Landschaft. Zwischen zahlreichen Bäumen und Sträuchern lagen einige Hütten verstreut, doch kein Mensch, kein Tier war zu erblicken. Beim Anstieg entdeckten sie einen Bananenbaum mit einem reifen Fruchtbüschel. Nie vorher hatten die Geschwister so einen Baum gesehen und nur selten eine reife Banane genossen. Voller Glück aßen sie sich satt und begannen dann, aus dem herumliegenden Holz und den überall wachsenden Bambusrohren in der Nähe ihres Sampans eine Unterkunft zu bauen. Der Fischer blickte voller Sorge auf die fernen Berge, ob nicht Bewaffnete kämen und ihnen den Verbleib auf diesem Boden verwehrten. Doch nichts geschah. Eine Woche verging, eine zweite, niemand zeigte sich.
Eines Tages – sie hatten sich in ihrer kleinen Hütte schon häuslich eingerichtet und saßen gerade bei einem gebratenen Süßwasserfisch, den Pham-Dong, der Sohn des Fischers, geangelt hatte – hörten sie eine zarte Musik näher kommen. Ein weißhaariger Berghirt, gefolgt von zwei Ziegen, stieg flöteblasend zu Tal und blieb verwundert vor ihrer Behausung stehen. Er verneigte sich tief und hieß sie in dieser Gegend willkommen. Von ihm erfuhren die Weitgereisten, daß hier noch vor dreißig Jahren Siedler gelebt hatten, Handwerker aus einem weiter nördlich gelegenen Lande.
„Doch es gab in dieser Einöde für ihre kunstvollen Arbeiten keine Käufer“, erzählte der Alte. „Also bauten sie sich ein Schiff und segelten in die große Stadt im Osten. Keiner ist zurückgekehrt.“
„So haben sie in der Stadt ihr Glück gefunden?“ fragte Pham-Dong, und seine Augen begannen zu leuchten.
Der Hirt zuckte die Schultern.
„Man erzählte, sie hätten goldene Götterstatuen aus ihrer Heimat mitgebracht. Mit ihnen sind sie dorthin gefahren.“ Seine Hand wies in die Richtung, aus der das Fischerboot gekommen war. Und da er in dem Gesicht des Jünglings den heißen Wunsch erkannte, Abenteuer zu erleben, legte er Pham-Dong bedächtig die Hand auf den Arm und sprach: „Mein Sohn, das Glück kann man überall finden, wenn man die Augen offenhält. ......“

Inhalt:
5 .. .. .. Königin im Leinenkleid
                          Ilse Korn
17 .. .. .. Chusnobod, die keinen Reichen zum Mann wollte
                          Ilse Korn
31 .. .. .. Sieben Söhne und sieben Töchter
                          Ilse Korn
41 .. .. .. Das Federkleid
                          Ilse Korn
47 .. .. .. Ein Vogel - weiß wie Mondsilber
                          Ilse Korn
57 .. .. .. Die schöne und kluge Farischtamoch
                          Nach einer Übersetzung aus dem Russischen von Margarete Spady
70 .. .. .. Der Fleißige ist auch klug
                          Ilse Korn
77 .. .. .. Slawa (Auszug)
                          Vladimir Colin
                          Aus dem Rumänischen von Alfred Margul-Sperber

86 .. .. .. Der Mann, der das Haus beschicken sollte
                          Peter Christen Asbjörnsen und Jörgen Moe
                          Aus dem Norwegischen von Friedrich Bresemann

89 .. .. .. Wie die Indianergroßmutter den Hunger bannte
                          Ilse Korn
95 .. .. .. Eine tüchtige Frau
                          Nach einer Übersetzung aus dem Russischen von Margarete Spady
101 .. .. .. Das Binsenmädchen
                          Ilse Korn
107 .. .. .. Das singende, springende Löweneckerchen
                          Brüder Grimm
114 .. .. .. Wassilissa und das Püppchen
                          Karnauchowa
                          Aus dem Russischen von Hans Bruschwitz

123 .. .. .. Anaſt
                          Ilse Korn
134 .. .. .. Das kluge Mädchen aus den Bergen
                          Božena Němcová
                          Aus dem Tschechischen von Günther Jarosch

141 .. .. .. Die mutige Häuptlingstochter
                          Ilse Korn
148 .. .. .. Die Kluge
                          Aus dem Russischen von Lisa Ossig
153 .. .. .. Vom Mädchen, das nur einen Klugen heiraten wollte
                         Ilse Korn
159 .. .. .. Die kühne Tulganoi
                          Nach einer Übersetzung aus dem Russischen von Margarete Spady
166 .. .. .. Wie Katenge das Feuer gewann
                          Ilse Korn
172 .. .. .. Das Mädchen und der Löwe
                          Mohamed Dib
                          Aus dem Französischen von Hildegard Müller und Josef-Hermann Sauter

175 .. .. .. Das Glockengespenst
                          Ilse Korn
178 .. .. .. Die vertriebenen Gäste
                          Willi Meinck
182 .. .. .. Der Lastträger und der Hodscha
                          Nacherzählt von Lieselotte Remané
188 .. .. .. Fin MacCumhail und der Riese Far Rua
                          Ilse Korn
195 .. .. .. Katica der Schelm
                          Ilse Korn
205 .. .. .. Der Tabak
                          Ulrich Jahn
207 .. .. .. Die tanzenden Teufel
                          Käthe Altwallstädt
213 .. .. .. Der Rumpelschmied und der Teufel
                          Ilse Korn
216 .. .. .. Sieben Leuchter auf einem Katzenschwanz
                          Ilse Korn
225 .. .. .. Die neun Mönche
                          Zlata Černá/Miroslav Novák
                          Aus dem Tschechischen von Ingrid Kondrková

232 .. .. .. Die Geschichte von Schehrezad, die tausend Märchen erzählen konnte
                          Ilse Korn
238 .. .. .. Die Geschichte von den zwei neidischen Schwestern
                          Ilse Korn
261 .. .. .. Nachwort
                         Ilse Korn
265 .. .. .. Worterklärungen
267 .. .. .. Nachdruckvermerk

Illustrationen von Bernhard Nast
Für Leser von 10 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
Leinen mit Schutzumschlag
1. Auflage 1977
2. Auflage 1981
Hardcover
1. Auflage d. Ausg. 1982
2. Auflage d. Ausg. 1986

Johannes Bobrowski: Levins Mühle – 34 Sätze über meinen Großvater

 Klappentext:
Johannes Bobrowski dessen allzu  früher Tod am  2. September 1965 der deutschen Literatur einen ihrer großen Dichter entriß, war zuerst bekannt geworden durch seine Gedichte, die er in den Bänden »Sarmatische Zeit» und »Schattenland Ströme« veröffentlicht hatte. Das einhellige Urteil der Literaturkritik anerkannte Bobrowiki sogleich
Als einen der bedeutendsten deutschen Lyriker unterer Zeit – ein Urteil, das 1962 durch die Verleihung des österreichischen Alma-Johanna-Koenig-Preis sowie des Preises der westdeutschen Schriftstellervereinigung »Gruppe 47« bekräftigt wurde. Den  beiden  Gedichtbänden ließ der Autor 1964 seinen ersten, hier bereits im 21.–30. Tausend vor liegenden Roman folgen, der gleichzeitig als Lizenzausgabe im S. Fischer Verlag Frankfurt/Main erschienen und von dem Übersetzungen in der CSSR, in Polen, Ungarn, Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark, Norwegen und Finnland in Vorbereitung sind.

Buchanfang:
1. KAPITEL
Es ist vielleicht falsch, wenn ich jetzt erzähle, wie mein Großvater die Mühle weggeschwemmt hat, aber vielleicht ist es auch nicht falsch. Auch wenn es auf die Familie zurückfällt. Ob etwas unanständig ist oder anständig, das kommt darauf an, wo man sich befindet – aber wo befinde ich mich? –, und mit dem Erzählen muß man einfach anfangen. Wenn man ganz genau weiß, was man erzählen will und wieviel davon, das ist, denke ich, nicht in Ordnung. Jedenfalls es führt zu nichts. Man muß anfangen, und man weiß natürlich, womit man anfängt, das weiß man schon, und mehr eigentlich nicht, nur der erste Satz, der ist noch zweifelhaft.
Also den ersten Satz.
Die Drewenz ist ein Nebenfluß in Polen.
Das ist der erste Satz. Und da höre ich gleich: Also war dein Großvater ein Pole. Und da sage ich: Nein, er war es nicht. Da sind, wie man sieht, schon Mißverständnisse möglich, und das ist nicht gut für den Anfang. Also einen neuen ersten Satz.
Am Unterlauf der Weichsel, an einem ihrer kleinen Nebenflüsse, gab es in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein überwiegend von Deutschen bewohntes Dorf.
Nun gut, das ist der erste Satz. Nun müßte man aber dazusetzen, daß es ein blühendes Dorf war mit großen Scheunen und festen Ställen und daß mancher Bauernhof dort, ich meine den eigentlichen Hof, den Platz zwischen Wohnhaus und Scheune, Kuhstall, Pferdestall und Keller und Speicher, so groß war, daß in anderen Gegenden ein halbes Dorf darauf hätte stehen können. Und ich müßte sagen, die dicksten Bauern waren Deutsche, die Polen im Dorf waren ärmer, wenn auch gewiß nicht ganz so arm wie in den polnischen Holzdörfern, die um das große Dorf herum lagen. Aber das sage ich nicht. Ich sage statt dessen: Die Deutschen hießen Kaminski, Tomaschewski und Kossakowski und die Polen Lebrecht und Germann. Und so ist es nämlich auch gewesen.
Nun steht noch an, glaubhaft zu machen, daß die Geschichte erzählt werden soll, weil es anständig ist, sie zu erzählen, und Familienrücksichten keine Rolle spielen. Ob es anständig ist, sagte ich vorhin, hängt davon ab, wo ich mich befinde, das muß ich also vorher noch feststellen, und dann muß ich die ganze Geschichte eben erzählen, sonst bekommt man kein Urteil darüber.
Feste Urteile hat man schon gern, und vielleicht ist es manch einem egal, woher er sie bekommt. mir ist es jetzt nicht egal, deshalb werde ich die Geschichte auch erzählen. Man soll sich den klaren Blick durch Sachkenntnis nicht trüben lassen, werden die Leute sagen, denen es gleich ist, woher ihre Urteile kommen, und das hat schon etwas für sich, die Kunst zum Beispiel wäre ohne dieses Prinzip nicht so heiter, wie Schiller sich das denkt, aber wir werden doch lieber Sachkenntnis aufwenden und genau sein, das heißt also, uns den klaren Blick trüben.
          Immer trübe, immer trübe,
          nur man ja kein' Sonnenschein,
hätte Prediger Feller gesungen, der Glaubensheld, doch das führt jetzt zu weit. Wir fischen hier im Trüben diesmal, wir fangen etwas, ohne vorgreifen zu wollen, etwas, was uns ganz wunderbar leicht eingeht, es sind ein paar Figuren dabei, von denen wenigstens eine ganz so schön aussicht wie wir, aber sicher noch ein paar mehr.
Ich sitze – das ist die Beantwortung der Frage: Wo befinde ich mich? – einige hundert Kilometer Luftlinie westlich von jenem Weichseldorf. Ich weiß nicht, ob es das Dorf noch gibt; es ist unerheblich. Die Leute von damals gibt es nicht mehr, nur uns, Enkel und Urenkel. Und es könnte ja sein, daß es völlig nutzlos wäre, die ganze Sache jetzt zu erzählen, genauso nutzlos, wie wenn ich sie damals meinem Großvater aufgetischt hätte – später, als er in Briesen saß und noch immer genug hatte, als alter Mann, dasaß in drei Zimmern und Küche, mit seiner Frau allein, mit den Kindern entzweit, die auch alle genug hatten für sich und ihrerseits die Entzweiung mit den Enkeln betrieben. Mit Erfolg, wie ich weiß. Und hier, wo die Einleitung zu Ende ist, abgeschlossen mit der Andeutung einer Besorgnis, ......

Ganzleinen mit illustriertem Schutzumschlag und bedrucktem Cellophanumschlag

Union Verlag, Berlin
1. Auflage 1964
2. Auflage 1965
3. Auflage 1965
4. Auflage 1966
5. Auflage 1967
6. Auflage 1969
7. Auflage 1980
8. Auflage 1990  

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Im gleichen Verlag
erschien 1975 eine
von Anatoli Lwowitsch Kaplan
illustrierte Ausgabe.








weitere Ausgaben

Einbandtext:
JOHANNES BOBROWSKI (1917-1965) sagte über diesen seinen Romanerstling:
Ich stamme aus einer Gegend, in der die Deutschen mit ihren Nachbarn durcheinander und miteinander gelebt haben, an der früheren deutschlitauischen Grenze. Ich habe einiges an Kenntnissen und Erfahrungen mitbringen können für dieses Thema, und sonst ist die Wahl dieses Themas so etwas wie eine Kriegsverletzung. Ich bin als Soldat der Wehrmacht in der Sowjetunion gewesen, Ich habe dort das noch vor Augen geführt bekommen, was ich historisch von der Auseinandersetzung des Deutschen Ritterordens mit den Volkern im Osten und von der preußischen Ostpolitik aus der Geschichte wußte. Ich habe nur wegen dieses Themas angefangen zu schreiben. Ich habe schreiben wollen seit etwa 41 und habe dann 51 damit angefangen. Dieses Thema betrachte ich als mein Thema, als ein Generalthema... Ich habe das versucht in Gedichten zu gestalten, und ich bin jetzt dazu übergegangen, das auch in der Prosa zu behandeln, in einer ganzen Reihe von Erzählungen und eben auch in diesem Roman...

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reihe:
Reclams Universal-Bibliothek ; Bd. 501
1. Auflage 1971
2. Auflage 1981
3. Auflage 1988


29 Oktober 2025

Tatmotiv Angst (1976) / Ich bitte nicht um Verzeihung (1984)

Barbara Neuhaus (29. Oktober 1924 - 28. Februar 2007) schrieb eine ganze Reihe von Kriminalromanen, von denen einige in der DDR-Reihe "DIE – Delikte Indizien Ermittlungen" erschienen. Zudem schrieb sie für den Hörfunk Kriminalhörspiele und für die vom Rundfunk der DDR ausgestrahlte langlebige Familienserie "Neumann, 2x klingeln".

Tatmotiv Angst (1976) / Ich bitte nicht um Verzeihung (1984)

Buchinfo

Tatmotiv Angst
Die Vermißtenanzeige scheint Leutnant Grimmer nicht begründet. Er kennt Doris Kubascha seit langem; sie war immer sprunghaft, dickschädelig und irgendwie schwierig. Sie wird sich wieder einfinden. Grimmer, ABV von Hainshof, muß seine Augen jetzt überall haben: Das Dorf wird geräumt, es macht einem Braunkohlentagebau Platz. Als er im Staub des verwaisten Gasthofsaales ganz unbegreifliche Spuren und ein beklemmendes Indiz entdeckt, verständigt er die MUK, hofft aber noch, daß sich der Fund als harmlos erweisen könnte. Doch die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig. Doris Kubascha ist ermordet worden.

Ich bitte nicht um Verzeihung
Eva Bertram, Ehefrau und Mutter von drei Kindern, ist auf die schiefe Bahn geraten. Weder die Ihren noch Außenstehende können das Unmögliche begreifen. Sie, deren Leben sich zwischen Kindern und Küche unauffällig abspielte, sitzt wegen verbrecherischen Diebstahls auf der Anklagebank.
Kleptomanie, das ist der Strohhalm, an den sich ihr Mann klammert, damit wäre alles zu erklären...
Doch das ärztliche Gutachten läßt keinen Zweifel aufkommen. Die Angeklagte ist gesund und für ihre Verfehlungen verantwortlich. Hier beginnt die eigentliche Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die in der Strafanstalt anfängt, über sich und ihre Familie nachzudenken, und die nur allmählich begreift, daß es für ihr Versagen noch andere Ursachen als die eigene Unzulänglichkeit gibt.