13 April 2020

Francis Scott Fitzgerald: Ein Diamant, so groß wie das Ritz

Francis Scott Fitzgerald ist als Chronist des Jazz-Zeitalters, der hektischen zwanziger Jahre in den USA, bekannt geworden. Er gehört zur Generation von Schriftstellern wie William Faulkner, Thomas Wolfe und war mit Ernest Hemingway befreundet. Mit dem Roman "Die Kehrseite des Paradieses" brachte er 1920 als erster die enttäuschten Gefühle der sogenannten "verlorenen Generation" zum Ausdruck - jenen Protest einer kleinen Gruppe von amerikanischen Intellektuellen gegen die Sinnlosigkeit des Krieges, gegen Saturiertheit und die Schablone einer bürgerlichen Welt, die ihrem Leben keinen Inhalt zu geben vermochte.
Fitzgerald war zunächst fasziniert von der "goldenen" Seite des Zeitalters: von der vornehmen Gesellschaft, den Steinreichen. Er entdeckte aber bald hinter der kühlen Maske ihrer Überheblichkeit und versnobten Subtilität nur Unrast, Leere, Rausch und Verzweiflung. Durch seine exaltierte Frau hineingezogen in den Strudel von verschwenderischen Parties, abgeschmackten Skandalen und Eheaffären, wurde er zu einem erbitterten und kritischen Beobachter seiner Umgebung. In den vorliegenden zwölf Erzählungen begegnen wir dem eiskalten Unternehmer, der um den Bestand seines Diamantenreiches bangt, dem genußgewohnten Erben und der kapriziösen romantischen Südstaatenschönheit aus alter Familie, dem selbstbewußten Mädchen, das sich frei macht von viktorianischen Moralsprüchen, dem abgetakelten Drehbuchschreiber, der sich üppiger Stummfilmtage erinnert, dem Säufer, den ein Tornado aus seiner Lethargie reißt, begünstigten Collegestudenten und gestrandeten Amerikanern, die in Paris Schulden machend von Lokal zu Lokal ziehen.
Bald erzählt Fitzgerald seine Geschichten als extreme Satire, bald als wehmütigen Rückblick auf entschwundene Jugendjahre, und immer wieder wird darin der Niedergang seiner Klasse spürbar.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1972
bb 258

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