01 Mai 2020

Agatha Christie: Alibi

Agatha Christie schickte um 1920 ihren ersten Kriminalroman an einen Verleger und erhielt ihn zurück. Heute stehen ihre Bücher diesseits und jenseits des Atlantiks auf der Bestsellerliste und erreichen Millionenauflagen. Endgültig setzte sie sich 1926 mit "Alibi" durch, einem "geradezu klassischen Werk mit einem engumgrenzten Kreis von Verdächtigen und der verblüffendsten Lösung in der Geschichte des Kriminalromans überhaupt", wie damals ein Londoner Kritiker schrieb.

Ihr berühmter Detektiv, der schmächtige Belgier Hercule Poirot, wurde wie in früheren Tagen Sherlock Homes zu einer britischen Institution. Poirot löst die kniffligsten Fälle mit seiner eigenwilligen intuitiven Methode und im Vertrauen auf seine "kleinen grauen Hirnzellen", wobei er die übliche Spürhundkriminalistik mit Geringschätzung abtut. Das Abgründige im Menschen deckt er auf und findet oft einen Täter, dem die Respektabilität seines Standes Schutz bot vor jeglichem Verdacht. Auch im friedlichsten englischen Landhaus sind Gier nach Geld und Verbrechen die Schattenseiten der vermeintlichen Idylle von der bürgerlichen Wohlanständigkeit.

Der Kriminalroman hat in England eine kontinuierliche Tradition, deren Elemente man bis in die realistischen Romane des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen kann. Im Laufe der weiteren Entwicklung dieses Genres ist jedoch besonders nach dem zweiten Weltkrieg gerade im englisch-amerikanischen Bereich das Sensationelle, Brutale und das Unmenschliche in den Vordergrund getreten. Dieser Geschmack verbildenden, Charakter zerstörenden Antikultur setzen Schriftsteller wie Agatha Christie ihren Kriminalroman als unterhaltende und anregende Kunst entgegen.

Aufbau-Verlag, 1. Aufl., 1968
bb-Reihe Nr. 191

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