14 Mai 2020

Fernao Mendez Pinto: Wunderliche und merkwürdige Reisen des Fernao Mendez Pinto



Im 15. und 16. Jahrhundert, der Epoche der großen Entdeckungsreisen, waren es die spanischen und portugiesischen Seefahrer, die es im Dienste des land- und goldhungrigen Feudaladels und der Krone in den Atlantik hinaustrieb, auf die große, noch unerforschte Wasserstraße, die zu den Küsten Afrikas und schließlich zu dem Wunderland Indien führen mußte. In ihrem Kielwasser folgte eine Schar von Kaufleuten, Soldaten, Missionaren, Abenteurern, Desperados und Tagedieben, die auf jede nur erdenkliche Weise versuchte, ihren märchenhaften Traum vom großen Glück wahrzumachen. In diese verwegene Schar reihte sich Fernao Mendez Pinto (um 1510 bis 1583) ein, der als Händler, Pirat, Diplomat und Missionar einundzwanzig Jahre lang die exotische Welt des Fernen Ostens durchstreifte und dabei alle Höhen und Tiefen menschlichen Schicksals durchlebte, der in blutigen Schlachten, finsteren Verliesen und bei zahllosen Schiffbrüchen immer nur knapp dem Tode entrann. Nachdem er, fast fünfzigjährig, im Jahre 1558 mit einem bescheidenen Vermögen in seine Heimat, nach Portugal, zurückgekehrt war, ging er daran, seine abenteuerlichen Erlebnisse und ungewöhnlichen Beobachtungen niederzuschreiben. "Ich habe keine andere Absicht", betonte er dabei, "als wahrheitsgetreu zu schreiben, so daß man sehen kann, welch großen Gefahren ich in einundzwanzig Jahren ausgestanden habe, wie ich dreizehnmal gefangen und siebzehnmal verkauft wurde, sowohl bei den Indern wie im Mohrenland, in dem Glücklichen Arabien, in China, in der Tartarei, Makassar, in Sumatra und in vielen anderen Königreichen und Landschaften der ostindischen Inseln und an den Grenzen Asiens."
Sein außergewöhnliches Gedächtnis, sein schriftstellerisches Naturtalent und seine unbändige Freude am Erzählen ließen ein Werk entstehen, das bei seinem Erscheinen ungeheures Aufsehen erregt und eines der berühmtesten Reise- und Abenteuerbücher wurde, das auch heute noch nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.

Rütten & Loening Berlin, 2. Auflage 1979

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