10 Mai 2020

Heinrich Heine: Reisebriefe und Reisebilder



Er war ein Zoon politikon. Die Dinge, die um ihn vorgingen, gingen ihn etwas an. Er war kein Krokodil oder eine Schildkröte mit Panzer, sondern ein Mensch mit weicher, reizbarer, empfindender Haut. Die Epidermis trennt nicht nur, sondern verbindet. Er konnte weit blicken, über Hamburg, Berlin, Paris weg. Und dies war der Haken. So weit darf der Politiker nicht sehen. Zum Sehen gehört auch Blindheit. Die fehlte Heine im Politischen. (Und anderswo.)
Keinen "Ernst" hatte er, keinen "Standpunkt": der Jammer Börnes und wieder anderer. Er war ein verruchter Outsider. Dieser angeborene Knacks bewirkte, daß er nach allen Seiten kämpfte. Es blieb ihm nichts weiter übrig. Er konnte nicht strammstehen. - Alfred Döblin, 1923

Die Leute sagen: Heine hat das Feuilletonunheil in die Welt gebracht. Heines Reisebriefe sind aber nicht nur amüsant, sondern eine künstlerisch große Leistung und somit eine ethische. Der entartete Homo sapiens hätte zehn Jahre die Pariser verschiedenen Statistiken studiert und dann ein langweiliges, also unmoralisches Buch geschrieben.
Heine hat vielleicht kleine Tatsachen umgelogen, aber er sah eben die Tatsachen so, wie sie sein sollten. Denn sein Auge bestand nicht nur aus optischem Instrument und Sehsträngen... - Joseph Roth, 1921

Rütten & Loening Berlin, 1. Auflage 1981
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Kruschel

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