13 Juni 2020

Eberhard Panitz: Die sieben Affären der Doña Juanita

Buchtipp von Anna Robert

„Die sieben Affären der Doña Juanita“ von Eberhard Panitz erschien erstmals 1972 im „Mitteldeutschen Verlag“ Halle/Saale.

Anita N. ist 31 Jahre alt und alleinerziehende Mutter ihrer 8-jährigen Tochter Eva. Sie ist Architektin und Abteilungsleiterin in einem Projektierungsbüro einer Großbaustelle. Da Anita nicht nur beruflich erfolgreich, sondern auch verdammt hübsch ist, bietet sie jede Menge Gesprächsstoff. Es gibt über sie Vermutungen, merkwürdige Gerüchte und vor allen Dingen Klatsch. Man redet von und über Affären und schnell nennt man sie Doña Juanita. Anita – sonst eigentlich stark und selbstbewusst – kündigt und das genau an dem Tag, an dem ein von ihr entworfenes Klubhaus übergeben werden soll. Ein junger Sicherheitsinspektor möchte Anita nicht einfach gehen lassen und sich gemeinsam mit vier anderen Kollegen ein Bild von ihr machen. Und er stellt sich die Frage, wann haben wir das Recht und die Pflicht uns darum zu kümmern, was hinter der Tür unseres Nachbarn geschieht? Gemeinsam mit ihm erfahren wir mehr über die sieben Affären der Doña Juanita.

Die erste Affäre – Anita studiert an der Hochschule für Architektur, Dr. Arndt ist ihr Dozent für Kunstgeschichte. Er – feinsinnig und zurückhaltend – verliebt sich in Anita. Besonders beeindruckt ihn ihre Lebensfreude. Während es für ihn zur großen Liebe wird, hält Anita sich zurück. Sie empfindet jedoch Achtung und Freundschaft für ihn. Als Anita ihm schließlich ihre Gefühle klarmacht, leidet er zunächst, findet aber über diese Liebe einen Weg aus seiner Zurückgezogenheit.
Die zweite Affäre ist Anitas erste große Liebe. Der Physikstudent Georg Koschek zeigt sich besonders hartnäckig und gewinnt sie durch genau diese Hartnäckigkeit für sich. Aber Georg ist eifersüchtig und kontrolliert jeden ihrer Schritte. Mit seiner unberechtigten, grenzenlosen Eifersucht, seinem absoluten Besitzanspruch zerstört er diese Beziehung. Anita ist konsequent und auch das gemeinsame Kind ist kein Grund, weiter bei ihm zu bleiben.
Die dritte Affäre ist Thomas Wagner, Technischer Direktor auf der Großbaustelle in Dobbertin. Anita wird seine Assistentin und er hilft ihr, sich auf der Baustelle zurecht zu finden und zu behaupten. Bald ist es mehr als die Arbeit, die sie verbindet. Die Zwei verstehen sich sehr gut, sie kommen sich näher, verlieben und lieben sich. Doch Wagner ist verheiratet. Er sieht seine Familie nur an den Wochenenden und findet weder den Mut noch die Kraft, sich von seiner Familie zu trennen. Anita trennt sich von ihm, da sie nicht mit einer Lüge leben will. Sie hat eigene Ansprüche an ihr Glück.
Anitas vierte Affäre – Hans Spahn arbeitet im Mühlenkeller des Kraftwerkes, einem schmutzigen Arbeitsplatz, auf dem er chronisch unterfordert ist. Er wurde hierhin strafversetzt. Anita möchte ihm helfen und bittet Thomas Wagner, dem jungen Arbeiter einen besseren Arbeitsplatz zu vermitteln. Da Spahn gerade einen Lehrgang zum Führen eines Baggers absolviert, wird er daraufhin als solcher eingesetzt. Anita lebt in dem festen Glauben, dass sie Spahn eine Freude bereitet hat. Als dieser von ihren Bemühungen erfährt, reagiert er fassungslos und wirft Anita vor, nur ihre eigene Vorstellung von seinem beruflichen Werdegang realisieren zu wollen. Es kommt zum Bruch.
Die fünfte Affäre ist keine Affäre, denn es ist Anitas Tochter Eva, die den Maler Lewerenz kennenlernt und sich mit ihm anfreundet. Lewerenz ist ebenfalls begeistert von Eva und so lernt er auch deren Mutter Anita kennen. Gemeinsam verbringen sie mehrere Nachmittage, doch eine Beziehung gab es zu keinem Zeitpunkt. Auch wenn sich beide sehr sympathisch finden und Eva in dem Maler eine Art Ersatzvater sucht. Trotzdem entsteht das Gerücht, dass Anita für ein Aktbild Modell stand. Ob sie es oder ihre Kollegin, die in den Maler verliebt ist, war, wird aber nicht geklärt.
Die sechste Affäre wird der Brigadier Sawallisch. Als er am Jahresende auf der Baustelle vermisst wird, bekommt Anita den Auftrag ihn zu suchen. Seine Vermieterin ist der Meinung, dass er bereits verstorben ist, lässt aber Anita in seiner Wohnung auf ihn warten. Mehrere Leute behaupten hingegen, dass er noch lebend gesehen wurde. Als er nach Mitternacht durch das Fenster in seine Wohnung steigt, entdeckt er die schlafende Anita. Beide haben sofort eine gute Verbindung zueinander und verbringen den Rest der Silvesternacht gemeinsam. Am nächsten Tag will Sawallisch seinen Sohn abholen. Wegen des starken Schneefalls soll der Zug erst mit mehreren Stunden Verspätung abfahren. Sawallisch beschließt kurzerhand, ihn mit einem in der Nähe abgestellten LKW zu holen. Wegen der Glätte gerät der Wagen außer Kontrolle und Sawallisch verunglückt tödlich. Später entsteht das Gerücht, Anita sei schuld an seinem Unfall.

Das Ende möchte ich nicht vorwegnehmen, nur so viel: Das Gremium will Anita nahelegen, dass sie ihre Kündigung zurücknimmt. Doch wer ist Anitas siebente Affäre? Oder gar mehr?
Eberhard Panitz war und ist einer meiner DDR-Lieblingsautoren. Nicht selten stehen starke Frauen im Mittelpunkt seiner Romane, die selbstbewusst ihren Weg gehen. Oft werden sie moralisch hinterfragt, weil sie keine Kompromisse eingehen und selbstbestimmt ihr Leben meistern. „Die unheilige Sophia“ und „Absage an Viktoria“ sind nur zwei weitere Beispiel dafür.

Mitteldeutscher Verlag
12. Auflage 1986

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