05 Juni 2020

Heinrich Seidel: Reinhard Flemmings Abenteuer zu Wasser und zu Lande

Buchbeginn
Mein Freund Adolf Martens und ich können wohl sagen, daß wir unsere Knabenjahre an und in und auf dem Wasser verbracht haben. Von dieser Zeit würde wenig zu erzählen sein, wollte man den "See" aus ihr streichen, an dessen Ufern wir als kleine Knaben die bewunderungswürdigsten Hafen- und Kanalbauten ausführten, in dessen Gewässern wir später wie die Fischottern herumschwammen, in dessen stillen Buchten wir Barsche angelten und Krebse griffen. Einsame waldige Inseln lagen in ihm, selten nur von eines Menschen Fuß betreten und wohl geeignet, dort fremde Länder zu entdecken und die Schauer unberührter Einsamkeit zu empfinden; in seinen mächtigen Rohrbreiten nisteten die Wasservögel in ungezählten Scharen, und wenn ich an das Geknarre und Geschwätz der Rohrsänger denke, das diese raschelnden Wälder erfüllte, so gellt es mir noch heute in den Ohren.
Das Kirchdorf Steinhusen, in dem wir wohnten, lag an einer Bucht dieses Sees; der Vater meines Freundes Adolf Martens war Gutsbesitzer, und mein Vater, Eberhard Flemming, Pastor dort. Die großen Gärten der beiden Häuser grenzten aneinander und an den See; wir beiden Knaben waren in einem Alter, genossen denselben Unterricht und waren darum naturgemäß Gespielen, um so mehr, als wir auch in vieler Hinsicht einerlei Meinungen und Liebhabereien hatten...

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1. Auflage 1986

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