12 Juni 2020

Kurt Tucholsky: Rheinsberg / Schloß Gripsholm

Wochenende, ein warmer Sommertag, und Claire und Wolf – verliebt natürlich – sind unterwegs nach Rheinsberg, um einmal richtig das Leben genießen zu können… Sie spielen Ehepaar, nehmen sich und die anderen nicht ganz ernst, sind unbeschwert und froh – und als es am schönsten ist, müssen sie zurück nach Berlin in die große Stadt, „in der es wieder Mühen für sie gab, graue Tage und sehnsüchtige Telefongespräche, verschwiegene Nachmittage, Arbeit und das ganze Glück ihrer großen Liebe“.

Ähnlich die zweite Geschichte. Nur heißen die beiden hier Lydia und Peter – oder Fritz? Das weiß er selbst nicht so genau, und das Paradies ihrer zwei Sommerwochen liegt ferner, nämlich in Schweden und heißt Schloß Gripsholm.

Verlag Neues Leben Berlin 1988
Illustrationen von Eberhard Neumann
Kompaß-Bücherei Band 370




Kurt Tucholsky (1890-1935). "Er suchte nach einer Bürgerlichkeit, die gleichzeitig radikalen Demokratismus zulassen könnte. Das gab es nicht. Er mußte zusehen, wie die Welt von gestern restauriert wurde, ohne daß sich die Glücksimpulse von einst, von Rheinsberg, gleichfalls restaurieren ließen. Das macht: er war damals jung gewesen und hatte noch nicht verabscheut, was nun von neuem etabliert wurde. Nun schuf er sich ,Gegenutopien im Ausland'. Frankreich wurde, da die Utopie von Rheinsberg unwiederbringlich schien, zur glückverheißenden Gegenwelt. Später gab es noch einen Versuch mit der schwedischen Utopie. Es war der Weg von einem Schloß zum andern: von Rheinsberg nach Gripsholm. Dahinter steckte weit mehr als Feuilletonismus. Es kam einem Austausch der Utopien gleich. Scheinbar war es, mit Schopenhauer zu sprechen, immer noch das Thema des Anakreon. Aber Tucholsky wußte insgeheim, daß darunter, ungeachtet aller Reisen von Land zu Land und von Schloß zu Schloß, das tragische Thema des Aischylos intoniert blieb. Bis die Aufklärung durch den Anakreon vor der Übermacht des Aischylos zu verstummen hatte. Da gab es dann nur noch die Tragödie und den freien Tod." (Hans Mayer)

Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek,  Bd. 1323
Belletristik

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