28 Juni 2020

Mehmed Selimovic: Der Derwisch und der Tod



„Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Erbarmers“ – mit dieser Formel aus dem Koran beginnt Ahmed Nurudin, der Held des Romans, seine Bekenntnisse, die von Not und Verzweiflung diktiert sind und die er nur dem Papier anzuvertrauen wagt. Die Nachricht von der Verhaftung seines Bruders Harun hat ihn aus seinem gottgefälligen Dasein aufgestört, er findet keinen Frieden mehr in der Stille und Abgeschiedenheit des Derwischklosters. In den Dogmen des Islam befangen, für den göttliche und irdische Gerechtigkeit eins sind, schreckt er davor zurück, in die weltliche Ordnung einzugreifen. Erst auf Drängen guter Freunde findet sich Ahmed bereit, bei den Justizbehörden vorzusprechen. Aber für den unschuldig eingekerkerten Harun kommt jede Hilfe zu spät. Ahmed nimmt mit einem öffentlichen Totengebet von seinem Bruder Abschied, und diese Auflehnung löst eine Reihe dramatischer Ereignisse aus, die nicht nur das Schicksal des Helden entscheidend beeinflussen.

Um Bewährung oder Versagen geht es in diesem historischen Roman, dessen Schauplatz Bosnien zur Zeit der türkischen Fremdherrschaft ist. Er bezieht seine Wirkung aus dem eindringlichen, beschwörenden Ton des Erzählers, der den Leser unmittelbar in seinen Bann zieht, aus der geschickten Erzähltechnik und der Schärfe der Konfliktsituationen. Der Autor, Mehmed Selimovic, erhielt für diesen Roman im Jahre 1969 den höchsten jugoslawischen Literaturpreis. Das Buch hat durch zahlreiche Übersetzungen bereits ein breites internationales Publikum gewonnen.

Volk und Welt 1980
Aus dem Serbokroatischen von Werner Creutziger
Titel der Originalausgabe: DERVIS I SMRT
Mit einem Nachwort von Barbara Antkowiak
ex libris

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