28 Juni 2020

Irene Oberthür: Mein fremdes Gesicht



Buchvorstellung von Anne-Marit Strandborg

Claudia B. kommt sehr, sehr langsam zu sich. Um sich herum hört sie Stimmen. Von einem zermatschten Auge ist die Rede. Dann hört sie die schrillen Töne der Schnellen Medizinischen Hilfe. Wachsein und Dunkelheit wechseln sich ab. Schmerzen im Mund, den Kopf am besten nicht bewegen, vom Nabel abwärts fehlt jedes Gefühl.
Claudia hatte einen Unfall. Ein Auto ist frontal auf sie zugefahren, sodass sie mit dem Gesicht vorneweg durch die Windschutzscheibe flog. Als Krankenschwester weiß sie eigentlich, wie sie sich als Patientin zu verhalten hat. Eigentlich. Noch hat sie keinerlei Vorstellungen ihrer Verletzungen im Gesicht. Sie weiß nicht, wie sie aussieht. Und als sie sich endlich im Spiegel sehen darf, ist sie am Boden zerstört.
Der erste Gedanke ist: Sterben, so will sie nicht leben.

Und doch lebt sie. Von einem Tag zum anderen. Der Körper erholt sich so weit, dass sie nicht mehr auf der Intensivstation bleiben will. So wird sie in ein Mehrbettzimmer verlegt, in dem sie es kaum aushält. Frühzeitig verlässt sie die Klinik und geht nach Hause. An ihrem letzten Tag im Krankenhaus schreibt sie ins Brigadetagebuch der Station: „Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben…“ Wer „Wie der Stahl gehärtet“ von Nikolai Ostrowski gelesen hat, wird sich sicher an diese Worte erinnern.

Doch nun beginnt der Kampf. Jeden Tag aufs Neue… Und wie sie kämpft, finde ich bewunderungswürdig. Aber lest selbst…

Buchverlag Der Morgen, 1985

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