Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
09 Juli 2020
Irmtraud Morgner: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz
Die altprovenzalische Minnesängerin Beatriz de Dia leidet darunter, als Frau in der von Männern beherrschten Domäne des Minnesangs selbst das Objekt jener Liebe zu sein, die sie doch als deren Subjekt besingen will. Sie entzieht sich dieser Situation durch einen Zauberschlaf, aus dem sie 800 Jahre später während der Pariser Maiunruhen erwacht. Nach schrecklichen Erfahrungen mit dem Chauvinismus französischer Männer gelangt sie in die DDR, das ihr angepriesene Land der realisierten Frauenemanzipation. Ihre Hoffnungen werden enttäuscht, doch findet sie Trost in der Freundschaft mit Laura Salman. Die komplementären Perspektiven der Frauen, der utopischen Sicht der Naiven aus der Welt des Mittelalters und der Pragmatikerin aus der Gegenwart, reflektieren die historischen Leistungen der DDR, aber auch ihre Defizite und aktualisieren den utopischen Anspruch auf eine Versöhnung von Sozialismus und Feminismus. Nach einer Reise kehrt Beatriz in die DDR zurück, in der Überzeugung, dass die sozialistische Gesellschaft die Emanzipation der Frau energischer betreibt als andere europäische Länder. Sie übernimmt deshalb die von Laura so vorbildlich verkörperte Rolle der praktischen DDR-Bürgerin und stirbt in Übereinstimmung mit diesem Selbstverständnis durch einen Sturz beim Fensterputzen. Laura hingegen wird der Sitz von Beatriz in der Tafelrunde angeboten, die jene versammelt, die sich um die Emanzipation der Menschen verdient gemacht haben.
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1981
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