Dieses Buch handelt nicht ausschließlich von den Angelegenheiten des Herzens. Private Schicksale enthüllen sich als vornehmlich gesellschaftliche Ereignisse, die unlösbar mit den empfindsamen Begegnungen, von denen hier erzählt wird, verwoben sind. Berichtet wird von der guten, alle Widerstände überwindenden Liebe zwischen Karl und Anna - von jener unguten, zerstörenden Liebe, wie sie uns in der Geschichte von der buckligen Hölleisen-Gretl entgegentritt. Mit feiner Ironie und dem Willen zur letzten Einfachheit, die hohes Künstlertum erfordert, schildert uns Thomas Mann die Bemühungen Baronin Annas um die Zuneigung ihres Mannes, den sie "feig und elend liebte, obgleich er sie betrog und täglich ihr Herz mißhandelte". Der Bogen unserer Anthologie spannt sich von Heinrich Manns "Eine Liebesgeschichte" bis zu Anna Seghers' Erzählung "Der Mann und sein Name", von der äußerst kritisch gemusterten wilhelminischen Ära bis in die sozialistische deutsche Gegenwart. Schöpfte der große bürgerliche Realist seinen Stoff noch aus dem "bürgerlichen Heldenleben", so die sozialistische Erzählerin den ihren aus der Erlebnissubstanz einer Welt, wo das persönliche Glück nicht mehr gegen den gesellschaftlichen Anspruch in Schutz genommen werden muß, wo Individuelles und Gesellschaftliches einander bedingen.
Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 6., veränderte Auflage 1980
Illustrationen: Werner Klemke
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