22 Oktober 2020

William Golding: Papiermänner


 Der britische Nobelpreisträger William Golding beschreibt in diesem autobiographisch angelegten Roman die verhängnisvolle Symbiose zweier durch Haß und gegenseitige Abhängigkeit verketteter Intellektueller und den vergiftenden Einfluß des erfolgsorientierten bürgerlichen Literaturbetriebs auf die Beziehungen zwischen Autor und Kritiker. Wie "ein bewegliches Ziel" (so der Titel einer Essaysammlung Goldings) kommt sich mancher Schriftsteller in der Auseinandersetzung mit seinen Kritikern vor, und nicht anders empfindet es der englische Bestseller-Autor Wilfred Barclay, der den Besuch des aufdringlichen amerikanischen Literatur-Professors Rick Tucker zunächst nur als lästige Begleiterscheinung seines Erfolgs ansieht. Tucker will auf Anregung (und mit dem Geld) eines US-Millionärs eine Barclay-Biographie schreiben und wünscht dafür die ausdrückliche Genehmigung des Schriftstellers. Barclay ist von diesem Wunsch mehr abgestoßen als geschmeichelt, vor allem weil er seine selbstgewählte Abgeschiedenheit bewahren möchte. Doch Tucker wühlt mit manischer Besessenheit das Privatleben seines Idols auf, zerstört dessen Ehe und folgt dem fortan ruhelos Umherziehenden an ein halbes Dutzend exotischer Fluchtorte, ohne seinem Ziel jemals näher zu kommen. Das Verhältnis der beiden Männer nimmt immer mehr tragikomische Züge an und wird schließlich zum grotesken Kampf um ein bloßes Stück Papier, dem sie nicht nur ihre menschliche Würde opfern.

William Golding, 1911 in St. Columb Minor, Cornwall, als Sohn eines Lehrers geboren, studierte in Oxford Naturwissenschaften, später Anglistik und begann in den dreißiger Jahren mit ersten schriftstellerischen Versuchen. Vor dem zweiten Weltkrieg war er Schauspieler und Regisseur in London, von 1940-1945 Marineoffizier, zuletzt Kapitän eines Raketenzerstörers. Nach dem Krieg arbeitete er als Volksschullehrer in Salisbury und unterrichtete ein Jahr am Hollins College in den USA. Seit 1961 lebt er zurückgezogen in Bowerchalk, Wiltshire. 1983 wurde sein Gesamtwerk mit dem Nobelpreis gewürdigt.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1986

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