Ingrid, nachdem ihr Mann im Gefängnis sitzt, erkennt: "Mein Gott, wir sind abgetrieben worden. Anfangs sah alles so einfach aus. Ich war überzeugt, daß wir Glück haben mußten. Daß uns keine Sterne in den Schoß fallen würden, war mir klar. Flach ins Wasser köpfen, so habe ich mir's vorgestellt, langgestreckt und voller Kraft. Hätte ich wissen müssen, daß uns die Strömung hinausziehen konnte?"
Von Jana, die sich in ihrer Ehe eingesperrt fühlt, heißt es: "Sie hatte Träume, in denen sie Vögel einfing, die sie nachts ausfliegen ließ. Es steckte ihr in der Kehle, als hätte sie Heimweh."
Katrin, deren Leben zu Protokoll gegeben wird, resigniert nicht: "Ich habe es nicht aufgegeben, mich von meinem Glück zu überzeugen. Ich bin hartnäckig gewesen. Ich habe es für mich behalten. Unsere Tochter habe ich zum Protest erzogen."
Fliegen möchte die eine, hinausschwimmen die andere, Träume, Wünsche und Hoffnungen haben sie alle: Es sind Frauen, deren Los die bei München lebende Erzählerin Angelika Mechtel aufzeichnet. An einzelnen Schicksalen zeigt sie Krisensituationen einer Gesellschaft, die ebensowenig mit schönen Sprüchen überdeckt werden können, wie Puppengesichter Risse und Sprünge in Kopf und Herz verbergen.
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1977
Edition Neue Texte
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