Erste Begegnungen mit Literatur im weitesten Sinne lassen achtzehn Autoren der DDR - Apitz, Gotsche, Baierl, Brězan, Hermlin, Kant, Kohlhaase, Sakowski, Seghers u. a. - lebendig werden. Unterschiedliche Herkunft, besondere Zeitumstände drückten diesen "Leseabenteuern" von "Robinson" und Karl May bis zu Shakespeare und Scholochow ihren Stempel auf. Reizvoll ist dabei nicht nur der Blick auf eine Seite der Kinder- und Jugendzeit bekannter Schriftsteller, sondern auch die "Historie" von Bildungsmöglichkeiten, die sich darin abzeichnet: vom Beginn unseres Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Buchanfang:
Alfred Kurella: Vertraute Freunde
Ja, die Kunst war es, die zu mir kam, und erst das erlaubte mir, später sie zu entdecken als etwas, zu dem man von sich aus in Beziehung treten und das man in seinem ganzen Ausmaß entdecken kann. Ich glaube übrigens, daß das ,,Entdecken" eigentlich immer so vor sich geht: auch Kolumbus konnte Amerika nur „entdecken", weil es bereits vorhanden war und weil er aus der Kombination verschiedener Mitteilungen, Erfahrungen anderer Seefahrer und eigenen Überlegungen eine Ahnung von diesem Vorhandensein hatte und sich deshalb bereits in einer bestimmten Richtung auf die Suche machen konnte. Auch Einstein ist es wohl nicht anders ergangen: zahlreiche Beobachtungen, Erfahrungen, aufgestellte und verworfene Hypothesen deuteten nicht nur das Vorhandensein eines Gesetzes an, sondern auch den Zusammenhang, die Richtung, in der es gesucht und gefunden werden konnte. Ja selbst bei zufälligen Entdeckungen (wie zum Beispiel bei dem berühmten Mörser des Berthold Schwarz oder dem fallenden Apfel Newtons) hatten diese Zufälle doch nur den letzten Anstoß für eine längst in der Stille vorbereitete Entdeckung gegeben.
Nun hat die ursprüngliche Frage: Wie entdeckte ich Literatur? einen doppelten Sinn: Einerseits kann gemeint sein, wie man zum erstenmal darauf kam, ...
Mit Texten von:
Alfred Kurella: Karl May kam gar nicht erst ins Haus.
Wieland Herzfelde: Von Alexis und Altenberg bis Zola und Zschokke.
Bruno Apitz: Der Gefängnisgeistliche brachte mir Shakespeare.
Anna Seghers: Das alles wollen Sie wahrscheinlich gar nicht wissen.
Hans Lorbeer: Um richtig zu leben, muß man richtig lesen.
Otto Gotsche: Mit Ali Baba kämpften wir gegen die 40 Räuber.
Wilhelm Girnus: Mir fällt dann immer Rabelais ein.
Stepban Hermlin: Man muß nicht alles kommentieren.
Jurij Brezan: Links das Buch und rechts das Leben.
Max Walter Schulz: Ich versenkte mein Leseschiff.
Günther Deicke: Mein Traum: „Robinson".
Günther Rücker: Die „Fromme Helene“ machte mich nicht heiter.
Helmut Sakowski: Vom Anglerverein bekam ich „Die Ahnen".
Hermann Kant: Ich kann nicht ohne Zeitungen auskommen.
Helmut Baierl: Ich wurde als Minirezitator 'rumgereicht.
Bernbard Seeger: Ich drückte Mutter Wolffen die Daumen.
Wolfgang Koblbaase: Wir waren laute Burschen und stille Seelen.
Benito Wogatzki: Die meisten Bücher lesen wir alle noch einmal.
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1973
2. Auflage 1977
Edition Neue Texte
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