12 Januar 2021

Christiane Rochefort: Mein Mann hat immer recht


 In keinem ihrer brillant aggressiv geschriebenen Bücher hat sich Christiane Rochefort gleich auf den ersten Seiten, vermutlich ohne es zu beabsichtigen, dem Leser so entschleiert präsentiert wie im vorliegenden: "Und bringt es dich überhaupt weiter, dieses Dasein, das du so führst?... Was antworten? Natürlich nicht, es bringt mich gar nicht weiter. Es ist nicht dazu da, weiterzubringen, übrigens: wohin weiterbringen? Wozu ist es denn da? Also gut, ich weiß es nicht. Siehst du, sagt er mit einem guten Lächeln, du siehst, daß du es nicht weißt..." Was der mit dem "guten Lächeln" da vom Leben weiß und wozu es da ist: Karriere zu machen, Geld zu verdienen, sich eine gängige Moral zuzulegen, ein sozialintensives Image und was dazugehört, zerfetzt Christiane Rochefort wollüstig. Das Schlachten geschieht so boshaft treffsicher, so genußvoll feinschmeckerisch, daß der bezauberte Leser am Ende vergißt, die Autorin nach ihrem Sinn des Daseins zu fragen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1975
Aus dem Französischen übersetzt von Walter Maria Guggenheimer.
Mit einer Nachbemerkung von Harald Hauser.
Edition Neue Texte

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