"Die Reiseliteratur schwillt gegenwärtig ganz erstaunlich, weil die Welt auf Reisen ist. In der Regel sind Bücher der Touristen eine wahre Landplage." Der dies schrieb, Ferdinand Gregorovius, Kulturhistoriker und Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, nannte derartige Aufzeichnungen "eine ganz erschreckliche Art von Natur- und Kunstquälerei". Richard Christs Reisebilder sind keine "Touristenliteratur". Seine Ansichtskarten, an die Leser geschrieben, malerisch und farbenfreudig, zeigen Bekanntes, dem durch neue Beleuchtung neuer Reiz abgewonnen wird, und Unbekanntes, das oft überraschende Ausblicke gewährt.
Bad Dürrenberg mit Blick auf Leuna, Halle mit dem Thomasianum und der Burg Giebichenstein, Leipzig mit Kaffeebaum, Messehäusern und der Deutschen Bücherei, Rostock mit Kröpeliner Straße und der "Leuchte des Nordens", der ältesten Universität Nordeuropas, Dresden mit dem Blick von der Brühlschen Terrasse, dem Narrenhäusel und der Prager Straße, Altenberg im Erzgebirge mit dem VEB Zinnerz, Bautzen mit der Alten Wasserkunst und dem Handtuchhaus am Markt, Bad Blankenburg mit seiner Rheumatherapie und einem mustergültig geführten Heimatmuseum, Weimar mit dem Hotel Elephant, dem Haus am Frauenplan und Tiefurt, Hoyerswerda und die "F60" und vieles andere. Die Bilder formen sich aus einer Fülle von Details - aus der Vergangenheit, aus der Gegenwart, bis in die Zukunft hinein.
Menschen beleben die Landschaften: Ludwig der Springer, Goethe und Schiller, Gottfried Semper, Robert Schumann, der kleine Trompeter, Ludwig Renn, der Rotarmist Chanutin, die "herzensgute Wittib" aus Berlin, Kegelpaul, Emigranten aus Griechenland. So impressionistisch solche Reisebilder bleiben müssen: Als Ganzes zeichnen sie Wichtiges und Wesentliches aus dem Leben in unserer Republik auf.
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 3. Auflage 1979
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