25 Januar 2021

Zulfikar Ghose: Der Mord an Aziz Khan


 Aziz Khans Hände packen den Stacheldraht, der ihn von seinem Land trennt. Dann wendet er sich ab und geht langsam am Zaun entlang. Die Hitze drückt ihm die Kehle, aber er taumelt weiter, die Augen unverwandt auf den Boden gerichtet, der sein Leben war und der jetzt von Bulldozern zerrissen wird. Dieser poetisch-bildhafte Schluß des Romans zeigt Aziz Khan als gebrochenen, geistig zerrütteten Mann, der alles – seine Familie, sein Land, seinen Glauben an Gott und an sich selbst – verloren hat. Als argloser Mensch hat er die eigene Rechtschaffenheit auch bei anderen vorausgesetzt und daher erst jetzt seine Feinde erkannt. Nicht der Zorn Allahs, sondern die Brüder Shah haben sein Leben zerstört. Ihre jahrelange Verfolgung des Gutsbesitzers schildert der pakistanische Autor in einer fesselnden Handlung, in der Raub und Mord, Vergewaltigung und Totschlag dramatische Höhepunkte sind. Zügellose Leidenschaften und kalte Grausamkeit, Unsicherheit, Enttäuschung und Verzweiflung, aber auch Güte und Hilfsbereitschaft begegnen uns in diesem weitverzweigten Roman, der einen Einblick in das von islamischer Tradition und moderner Entwicklung geprägte Leben in Pakistan gewährt.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1974
Aus dem Englischen von Wolfgang Strauß

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