03 März 2021

Johann Wolfgang Goethe: Novellen


 Johann Wolfgang Goethe (1749 bis 1832) fängt spät an, Novellen zu schreiben, um 1794. Die ersten Versuche in der neuen Form, abgewandelte Übersetzungen aus dem Französischen, sind kaum mehr als die Erzählung verwunderlicher, haarsträubender Vorfälle, was übrigens den Lesebedürfnissen entgegenkam. Schon am Ende der "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" aber steht das "Märchen" mit seiner kunstvoll verrätselten allegorischen Fülle. Der Widerspruch zwischen humanistischer Tradition und kapitalistischer Umwälzung aller Verhältnisse, zwischen klassischer Poesie und der Prosa der modernen Gesellschaft tritt als Spannung zwischen den realistischen Handlungen der Gegenwart und einem symbolischen Bedeutungsgrad in die Gestaltung selbst hinein. Goethe hat dafür ein Gleichnis gefunden: "Denken Sie sich aus der Wurzel hervorschießend ein grünes Gewächs, das eine Weile aus einem Stengel kräftige grüne Blätter nach den Seiten austreibt und zuletzt mit einer Blume endet. Die Blume war unerwartet, überraschend, aber sie mußte kommen; ja das grüne Blätterwerk war nur für sie da und wäre ohne sie nicht der Mühe wert gewesen."

Reclams Universal-Bibliothek Band 920, 1. Auflage 1982
Belletristik

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