16 März 2021

Judit Tóth: Das Rollfeld


 An einem kalten, nebligen und verregneten Wintertag zu Beginn der 60er Jahre landet Franciska Váry mit einer Maschine der Hungarian Airlines in Orly. Die Philologiestudentin aus Budapest soll als Gasthörerin an der Sorbonne ihre Kenntnisse der französischen Sprache vertiefen. Doch als sie in der Schlußszene des Romans wieder in der gläsernen Abfertigungshalle mit dem Ausblick auf das Rollfeld sitzt und auf den Start ihres Flugzeuges wartet, liegen Monate hinter ihr, in denen sie Vorlesungen und Lehrveranstaltungen kaum besuchte. Sie ist dem Kinderarzt Julien Bessodes wiederbegegnet, und aus der flüchtigen Bekanntschaft mit dem wesentlich älteren Mann ist eine ebenso intensive wie problematische Liebesbeziehung geworden. Franciska hat ihr bisheriges Leben mit seinen mehr schmerzlichen und belastenden als glücklichen Erinnerungen resümiert, um über sich selbst Klarheit zu erlangen und die Entscheidung treffen zu können, vor die Julien sie gestellt hat.

Zurückhaltend und unaufdringlich und gerade dadurch überzeugend gestaltet Judit Tóth – eine ungarische Schriftstellerin, die selbst in Paris lebt – den inneren Konflikt eines Menschen, der seine Heimat verlassen soll, ohne sie aufgeben zu können: ein Thema, das in unserer zweigeteilten Welt nach wie vor aktuell ist und ungezählte Varianten kennt.

Verlag Volk und Welt, Berlin, 1. Auflage 1982
Schutzumschlag: Carola Ludwig
Buchclub 65 Vorzugsausgabe

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