17 März 2021

Magda Szabó: Eszter und Angela

Magda Szabò wendet sich in ihren Romanen vor allem zwei Themen zu: sie greift unzeitgemäße Lebensformen in der Familie oder anderen sozialen Strukturen auf, beschreibt das sinnentleerte Dasein kleinstädtischer Intellektueller, und sie dringt in verborgene Bereiche des Individuums vor. Bis hinein in die geheimsten Regungen schildert sie seelische Vorgänge besonders bei vereinsamten Frauen, seziert ihre Leiden und Leidenschaften. Für die Darstellung dieser Gefühlswelt wählt die Autorin eine subtile sprachliche Gestalt: sie nutzt die Möglichkeiten des inneren Monologs, von unmittelbar Erlebtem und Erinnertem dem Leser nachvollziehbar zu machen. Magda Szabós Sprachkunst steht hier neben der eines Joyce oder einer Virginia Woolf.

In "Eszter und Angela" diesem ungewöhnlich erfolgreichen, mittlerweile in neunzehn Sprachen übersetzten Roman, befragt Eszter, die berühmte Schauspielerin, ihre Vergangenheit, forscht nach den Ursachen, die ihr privates Glück versagten. Rückhaltlos offenbart sie sich dem einzigen Menschen, der ihr etwas bedeutet, dem geistvollen Literaten und Shakespearekenner Lörinc, dem Ehemann ihrer Jugendfreundin Angela. Indes vermag Eszters Erkenntnis "Ich habe dich geliebt ... nur zeigen konnte ich es nie" nichts mehr zu bewirken: Lörinc ist das Opfer eines Autounfalls geworden. Ihre Lebensbeichte ist nur noch stumme Zwiesprache mit dem Geliebten, an seinem Grab. Zu spät rührt sie an die Wurzeln jenes Gefühls, daß sich als Haß gegen die insgeheim beneidete Angela in ihr staute und das es ihr verwehrte, in der Liebe Erlösung zu finden.

Magda Szabó, 1917 in Debrecen geboren, studierte an der dortigen Universität, promovierte über "Römische Schönheitspflege", danach als Mittelschullehrerin tätig; veröffentlichte 1947 Gedichte, trat ab 1957 mit gesellschaftskritischen sowie psychologischen Romanen an die Öffentlichkeit, verfaßte populäre Kinder- und Jugendbücher, historische Dramen, literarische Essays und übersetzte Shakespeare und Galsworthy ins Ungarische. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie den Attila-József-Preis.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1985
bb-Reihe Nr. 552

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