17 März 2021

ohne Autor*in: Das Schildbürgerbuch von 1598

Vor rund dreißig Jahren legte der Hinstorff Verlag das Schildbürgerbuch schon einmal vor. Die Herausgeberin, geboren in Schildau, war noch unbewandert in der Literaturlandschaft. Für den Illustrator Fritz Koch-Gotha indes, längst profiliert als Humorist, Satiriker, Karikaturist, wurde, das kauzige Völkchen ins Bild zu setzen, die letzte illustratorische Arbeit.

Als der Verlag die Neuausgabe ins Auge faßte, waren just diese Blätter in Koch-Gothas Nachlaß unauffindbar. Schon in der Koch-Gotha-Gedenkausstellung, die der Ahrenshooper Kunstkaten mit Unterstützung Barbara Klünders, der Tochter Koch-Gothas, anläßlich seines hundertsten Geburtstages veranstaltete, fehlten die Schildischen Schalksnarren. Große Umfrage wurde gehalten, langwierig und breitgefächert. Aus der Narrenkappe schien eine Tarnkappe geworden.

Der Sommertag, an dem sie uns endlich wieder zuzwinkerten, bleibt allen Beteiligten unvergessen. In einer Mappe wohlverwahrt hatten sie geschlummert, unter dem gleichen Dach in Althagen auf Fischland, wo der Meister sie vor einem halben Menschenalter zu Papier gebracht. Es kam uns wie ein Schelmenstück vor, durchaus angemessen, worum es geht: wunderseltsame, abenteuerliche, unerhörte Dinge auszubreiten. Und da in dem Schultheiß zu Schilda eine Porträtähnlichkeit mit dem vormaligen Hinstorff-Verleger Peter E. Erichson nicht zu verkennen ist und Fritz Koch-Gotha einige der possenreißenden Ehrwürdigen Räte eigene Züge mitgegeben hat, so saßen die beiden mit am Tische bei der Arbeit an dieser Neuausgabe, ungealtert, einer neuen Generation Lesern zugeneigt.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1. Auflage 1985

 

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