30 April 2021

Bertolt Brecht: Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar – Romanfragment


 Caesar ist ein ebenso waghalsiger Abenteurer wie dunkler Ehrenmann, der eine feine Nase dafür hat, dass die Zeit der adligen Grundherrschaft vorbei, dass der Tag der großen Finanzbourgeoisie angebrochen sei. Er verbündet sich mit den Geldmännern, er setzt in seinen politischen Spekulationen auf sie – und er gewinnt. Die Geldmänner brauchen ein politisches und militärisches Werkzeug, um ihre Interessen gegen die alten, verknöcherten, traditionellen, junkerlichen Senatoren durchzusetzen, und Caesar verkauft sich als solches Werkzeug. So macht er, besonders nachdem er sich in den Jahren seiner spanischen Statthalterschaft als intelligentes Instrument der Interessen des römischen Finanzkapitals bewährt hat, seinen raschen Aufstieg.

Brechts Caesarbiographie wäre um ihr ganzes zeitsymbolisches Gewicht gebracht, wenn auch nur ein Zug daran erfunden wäre. Der Dichter muss in der Haltung des Wissenschaftlers an seinen Gegenstand herantreten.

Soviel die vorliegenden Bruchstücke des Romans erkennen lassen, ist Brecht in diesem Punkte durchaus zuverlässig. So entsteht dann auch der Eindruck äußerster Verdichtetheit und Realitätsmacht: der Fall Caesar scheint endgültig geklärt. (Ernst Niekisch)

Aufbau-Verlag, Berlin, 1963
Schutzumschlag: Werner Klemke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wichtiger Hinweis

Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.