Oskar Maria Graf, den die Flucht vor dem Faschismus bis zu den Wolkenkratzern Manhattans geführt hatte, blieb in allen seinen Werken seiner Heimat verbunden. Das „bayrische Landvolk zwischen Isar und Inn“, das er als den Urheber aller seiner Geschichten bezeichnete, bevölkert auch die Erzählungen, in denen er sich seiner jugendlichen „Schandtaten“ erinnert. Als „größtenteils schimpflich“ bezeichnet der Rückblickende die nicht nur zum Schmunzeln anregenden Jugendstreiche, denen Obstgärten und Wagenachsen, Weihwasserkessel und ehrsame Dorfhonoratioren gleichermaßen zum Opfer fallen. Wenn die Bäckerkinder und ihr bester Freund, der „rote Kaschpa“, die Böller zum pompösen Dorffest im Teich versenken, die Kirchenglocken zusammenbinden oder den Spitz des Herrn Baron anschießen, so ist das nicht bloß eine „Mordsgaudi“; die „Rache der Seminolen“ wendet sich gegen eine Welt, in der die Armen stets die Prügel beziehen und in der weltliche und kirchliche Obrigkeit eigene Gedanken und jeden Widerspruch als unnütz und gefährlich verbieten. Mit List und derbem Humor wehren sich die Kleinen, Gedrückten. Graf stellt sein Erzählertalent auf ihre Seite.
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1974
bb, 295
Danke für den Hinweis, klingt mehr nach den Lausbuben-Geschichten, die dem Antisemiten Ludwig Thoma zugeschrieben wurden ...
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