Deutschland 1945.
Der Krieg zeichnet dieses Land und seine Menschen. Krieg verwandelt Glück in Unglück, raubt den Kindern die Mütter, macht sie elternlos, heimatlos. Hungrig und verwahrlost ziehen sie über die Straßen, üben Recht, wie es die Kriegszeit sie lehrte.
Die Potsdamer Brandnacht nimmt Jörg die Mutter. Die Trümmer des Hauses haben sie begraben. Das Grab des Vaters ist an der Ostfront. Jörg ist allein – ratlos, angstvoll, allein.
Wann ist die Not am schlimmsten? Irgendwo weint ein Kind. Ein leises unablässiges Weinen, das Jörg aus seiner Dumpfheit herausreißt. Er findet und rettet ein Mädchen, anderthalb Jahre alt, dessen Tränen Jörgs Kummer zurückdrängen, ihm keine Zeit lassen für eigene Tränen.
Dann beginnt die Nahrungssuche. Jörg stiehlt Brot, plündert Läden, geht betteln. Die Sorge um das Mädchen wird Liebe zum Mädchen, das Emil heißt.
Dann ist der Krieg zu Ende. Jörg und Emil gehen auf Wanderschaft, die schnell zur Flucht wird. Zur Flucht vor den Erwachsenen. Sie haben Heime geschaffen, die solche Wegelagerer wie Jörg und Emil aufnehmen sollen, notdürftig Heimstatt bieten sollen in diesen bitteren Jahren der Nachkriegszeit.
Aber Jörg flieht – nicht vor den Menschen, er flieht vor der Trennung von Emil. Auf ihrer Wanderung durch Sommer und Winter begegnen sie guten und schlechten Menschen. Menschen, die im Krieg zerbrachen, und solchen, die im Kampf gegen den Krieg erstarkten und nun Kraft genug haben, gegen das Elend des Nachkriegs die Hand zu erheben. Sie sind es auch, die Jörg und Emil das Vertrauen zu den Menschen zurückgeben, aus den Vagabunden der Landstraße zwei glückliche, frohe Menschen werden lassen.
„Mit dem Roman „Wegelagerer“ legt Horst Bastian sein zweites Buch vor. Wie in der „Moral der Banditen“ gestaltet er das Schicksal der Kinder im Nachkriegsdeutschland, weil, wie er sagt, „die Grundfrage unseres Lebens heute die Frage Krieg oder nicht Krieg“ ist.
„Diese Geschichte muß einfach aufrütteln, muß sagen: Sei für den Frieden, zu etwas dafür.“
Der Kinderbuchverlag Berlin, 1982 (9. Auflage)
Illustrationen: Thomas Schleusing
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