20 August 2021

Eberhard Panitz: Phosphorblume


 Er hörte seine Schritte - weiße Fliesen, weißes Linoleum und keine watteweichen Träume und Alpträume mehr. Ein alter Mann schob eine Bahre in den Fahrstuhl und fragte: "Sind Sie Herr Edwards?" Er blieb wie erstarrt stehen.
Die Bahre war mit einem Leichentuch bedeckt, nur eine verkrampfte Hand lag frei. "Da geradeaus", sagte der Alte, "wo die Leuchtschrift ist, da melden Sie sich."
Die Glaskabine schloß sich lautlos, und langsam sank die Totenbahre hinab. Es war nicht Margrets Hand gewesen. Er hätte sich nicht täuschen lassen, von keinem Millimeter ihrer Haut, keiner Krümmung ihrer Hand, keiner Fingerkuppe. Wie gehetzt lief er weiter, Neonlicht knisterte hinter einer offenen Tür. "Wo ist meine Frau?" fragte er heiser.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, 1. Auflage 1985
Umschlaggestaltung: Hans-Jörg Kotulla
Das Taschenbuch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wichtiger Hinweis

Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.