In diesem Roman, der mit leisem Humor und mit viel Kenntnis der Welt erzählt ist, ersteht das bunte Treiben einer norwegischen Hafenstadt mit ihren Menschen, Typen und Schicksalen klar und lebenswahr vor dem Leser. Kielland (sprich Kjelland) gibt in diesem Meisterwerk ein Bild seiner Vaterstadt Stavanger. In dessen Mittelpunkt der welt- und seefrohe "Heide" Käptn Worse, ein Muster reifer Männlichkeit und Hilfsbereitschaft, bis ihn die Tragik einer zweiten Ehe - mit einem jungen Mädchen der Erwecktenbewegung - überschattet und aller Lebensfreude beraubt. Um ihn herum seine Frau, von der Mutter zu dieser Ehe gezwungen, sein Konsul und späterer Partner Garman, die Kauf- und Seeleute mit ihrem lustigen "Klub" und die heuchlerischen, egoistischen und wirklichen Christen der kleinen Holzhäuserstadt.
Buchbeginn
"Lauritz! - Teufelskerl! Hinauf und mach den Wimpel klar."
Käptn Worse stand auf dem Achterdeck bei der Kajüte. Ein frischer Nordwind strich über den Fjord, und die alte Brigg glitt unter kleinen Segeln gemächlich vorwärts. Die meerwärts gerichtete Strömung ließ die See vor der Landzunge, an der die Sandsgaardbucht abzweigte, sich in kurzen Wellen kräuseln. Als jetzt die 'Hoffnung der Familie' sich dort hinwendete, schien sich das gute Schiff ordentlich sicher und heimisch in dem altgewohnten Hafen zu fühlen.
Aber Käptn Worse blinzelte dem Steuermann zu: "Sie kennt sich, Gott straf mich, aus, sobald wir um die Ecke sind."
Denn die ,Hoffnung der Familie' war nicht wie andere Schiffe. Es mochte vielleicht Schiffe geben, die etwas leichter und feiner aussahen; ja möglicherweise fanden sich welche - obgleich Jakob Worse nie eins gesehen hatte, aber unmöglich war es nicht, daß es unter den neumodischen Engländern ein oder zwei gab, die ein bißchen besser segelten.
Aber damit hatte es auch sein Bewenden. Etwas Stärkeres, Zuverlässigeres, etwas Vollkommeneres als die 'Hoffnung der Familie' schwamm nicht auf dem Wasser- und würde auch niemals darauf schwimmen...
Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, 1. Aufl., 1964
Sammlung Dieterich, Band 256
Deutsch von Friedrich Leskien
Mit Nachwort von Leopold Magon
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